Mit Filtern fotografieren: So verwendest du Filter richtig

Willkommen in der Filterblase! In diesem Beitrag möchten wir dir einen kleinen Einblick zum Einsatz von verschiedenen Filterarten in der Landschaftsfotografie geben. Wenn du dich mit diesem Thema bisher noch nicht oder nur am Rande beschäftigt hast, bist du hier genau richtig. Aber auch wenn du dich schon gut auskennst, findest du vielleicht ein paar neue Anregungen. Wir beleuchten hier vor allem die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten von Filtern und geben dir einen Überblick über verschiedene Hersteller.

Zuerst ein paar Basics ...

Bevor du dir den ersten Filter kaufst, solltest du überlegen, welches System für dich das Passendste ist. Du hast hierbei die grundsätzliche Auswahl zwischen einem Gewindefilter oder einem Filterhaltersystem. Filter sind entweder rund und werden per Gewinde an das Objektiv geschraubt oder sie sind quadratisch bzw. rechteckig und werden dann in einen Filterhalter geschoben. Mit einem Filterhalter können meist mehrere Filter kombiniert werden.

Gewindefilter Filterhaltersysteme
Vorteile Es gibt ein großes Angebot an Filtertypen Sie können mit Adapterringen an unterschiedlichen Kameras/Objektiven genutzt werden
Sie schützen die Frontlinse Sie können besser ausgerichtet werden (gerade bei Verlaufsfiltern)
Nachteile Man braucht für unterschiedliche Gewindegrößen mehrere Filter Höhere Anschaffungskosten für Halter und Adapter
Sie können nicht einfach miteinander kombiniert werden Benötigen etwas mehr Platz im Rucksack

Graufilter und Big Stopper

Bei bestimmten Lichtverhältnissen möchte man gern länger belichten. Dies kann durch eine kleine Blende (hoher Blendenwert) in den manuellen Einstellungen der Kamera erreicht werden. Nachteil dieser Methode ist aber, dass es dabei zu Randunschärfe kommen kann. Oft reicht eine kleine Blende als Zeitverlängerung auch nicht aus. In diesen Fällen kommt der ND-Filter (Neutraldichte-Filter) zum Einsatz. Er wird auch Graufilter genannt.

 

 

Der Graufilter beeinflusst dabei weder Farben noch Schärfe, es wird lediglich die einfallende Lichtmenge reduziert. In der Landschaftsfotografie sind die typischen Einsatzgebiete das Zerfließen von Wolken, bei Wasserfällen das „Weichmachen“ der herabfallenden Wassermenge, am Strand das weiche Zurückfließen von Wasser ins Meer oder auch das Beruhigen von Wellen. Um diese Effekte erzielen zu können, sind längere Belichtungszeiten nötig. Mit geeigneten Filtern ist es möglich, die Belichtungszeit so zu verlängern, so dass auch bei normalen Umgebungslicht tagsüber Motive 1- 2 Minuten belichtet werden können.

 

Apps für die Werteberechnung

 

Wie bei Verlaufsfiltern nutzt man auch hier den ND(x)-Wert, um die Belichtungszeit zu ermitteln. Ein ND100 Graufilter zum Beispiel erwirkt hierbei eine Reduktion des Lichts um 7 Blendenstufen, was die Belichtungszeit um den Faktor 128 verlängert. Um unterwegs nicht alle Werte auswendig zu lernen (wer will das schon?), kannst du dir die benötigten Werte durch spezielle Apps errechnen lassen. Mein Tipp: Ich verwende dabei die App Photopills, die darüber hinaus über zahlreiche weitere praktische Features verfügt.

Wie auch der Polarisationsfilter (mehr dazu weiter unten) gehört ein Graufilter in der Landschafts- und Naturfotografie zu den elementaren Ausstattungsbestandteilen jeder Fotoausrüstung, da die Effekte der oben genannten Filter nachträglich nicht digital eingearbeitet werden können.

 

 

Meine Empfehlung ist, immer 2-3 verschiedene Graufilter dabeizuhaben. Sinnvoll ist z.B. ein 8- und ein 64-facher. Diese sind auch miteinander kombinierbar (können übereinander geschraubt oder gesteckt werden). Wenn dies nicht ausreichend sein sollte, kann ein sogenannter Big Stopper (ND1000) zum Einsatz kommen. Dieser reduziert die Anzahl der Blendenstufen um den Wert 10 (=1000-fache Belichtungszeit). Ein Big Stopper wird meist tagsüber eingesetzt, um z.B. Menschen auf Straßen oder in Gebäuden „verschwinden“ zu lassen. Graufilter sind übrigens auch mit Verlaufsfiltern kombinierbar.

Vegleichsfoto von Evi Seeger zum Vergleich einer normalen Belichtung ohne Filter und einer Belichtung mit Graufilter und Langzeitbelichtung

Verlaufsfilter, genauer Grauverlaufsfilter

Wer kennt das nicht? Man möchte in der blauen oder in der goldenen Stunde Landschaften fotografieren. Der Himmel ist immer noch sehr hell und der Vordergrund recht dunkel. Man versucht die Kamera über das Histogramm im Liveview richtig einzustellen, aber irgendwie ist entweder der Vordergrund richtig belichtet und im Hintergrund (Wolken und Himmel) erscheinen ausgebrannte Lichter, oder im Hintergrund sind die Wolken perfekt ausgeleuchtet, dafür ist der Vordergrund nur noch eine dunkle, breiige Masse. Was kann man da machen? Die Lösung ist in so einem Fall ein Grauverlaufsfilter, der die korrekte Belichtung für das Bild ermöglicht und damit eine Überbelichtung des Himmels verhindert.

 

Ein Grauverlaufsfilter, auch GND (vom Englischen „graduated neutral density“) genannt, wird dabei am besten über ein Haltersystem an das Objektiv angesetzt. Haltersysteme bieten den Vorteil, dass man auch andere Filterarten einsetzen und miteinander kombinieren kann. Je nach Bildkomposition kommen dann entweder harte, weiche oder umgekehrte Verlaufsfilter zum Einsatz. Weiche Verlaufsfilter werden in der Regel bei der Fotografie von Landschaften eingesetzt, welche im Horizont keine „klare“ Linie haben (z.B. in den Bergen oder hügeligen Landschaften). Harte Verlaufsfilter werden bevorzugt bei Aufnahmen am Meer oder am Wasser genutzt, also immer dann, wenn ein Horizont zu sehen ist.

 

Um den richtigen Verlaufsfilter zu wählen, schaust du auf die Stärke des Filters, die in ND(x) angegeben wird. 0.3 ND(x) entspricht dabei einer Blendenstärke. Je stärker der Helligkeitsunterschied zwischen Himmel und Vordergrund ist, desto höher ist dabei ein Verlaufsfilter mit dem ND(x) Wert zu verwenden. Mein Tipp: Oft verwende ich in der goldenen Stunde einen ND0.9 Verlaufsfilter.

Was die digitale Nachbearbeitung betrifft, ist es möglich, Verlaufsfilter nachträglich z.B. über Lightroom digital einzusetzen. Aber dies ersetzt keinen optischen Filter. Sollten die Kontrastunterschiede auch mit einem Verlaufsfilter nicht ausreichend zu beheben sein, kann man alternativ mit HDR (High Dynamic Range) fotografieren.

Polarisationsfilter

Für Polarisationsfilter (auch Polfilter genannt) gibt es hauptsächlich drei Anwendungsgebiete in der Fotografie, und zwar:

 

 

  • Eine höhere Sättigung und stärkerer Kontrast von Grünfärbungen, z.B. bei Farnen und Gräsern
  • Die Unterdrückung von unerwünschten Lichtspiegelungen und Reflexionen an glatten und nichtmetallischen Oberflächen, z.B. auf Wasseroberflächen oder Fenstern
  • Verstärkung eines wolkenlosen und damit blauen Himmels (gerade tagsüber ein erwünschter Effekt), bzw. können auch Wolken besser hervorgehoben werden

 

Wie entstehen diese Effekte? Dazu hilft es, einen Blick auf den Polfilter selbst zu legen. Er besteht aus zwei optischen Gläsern, das obere ist dabei drehbar. Der Polfilter lässt, vereinfacht gesagt, nur Licht mit einer bestimmten Polarisationsrichtung durch (ähnlich einem Sieb, welches auch nur die kleinen Teile durchlässt). Die Polarisationsrichtung wird durch das Drehen am Polfilter eingestellt und damit auch die Bereiche, welche durchgelassen werden und welche nicht. Der Aufnahmewinkel ist ein entscheidendes Kriterium beim Einsatz von Polfiltern.

 

Der Polfilter wird auf das Objektiv geschraubt und mit Blick auf das Bild so eingestellt, dass der gewünschte Effekt entsteht. Polfilter solltest du daher in deiner Ausrüstung immer dabeihaben.

Ein Polfilter kann digital nicht oder kaum nachgebildet werden.

Hersteller von Filtern

Auf dem Markt gibt es verschiedene Hersteller von Filtern. Hierbei ist es wichtig, das jeweilige Kameramodell und die Objektivdurchmesser (Vollformat vs. APS-C) im Blick zu haben, da sich die Größen der Filter und Filterhalter danach richten. Für Vollformatkameras kommen dabei meist 100x150mm Filter mit einem 100mm Filterhalter zum Einsatz.

 

Am weitesten verbreitet sind Filter und Filterhalter der Firmen Lee, K&F, NiSi, Formatt Hitech, HAIDA und Cokin. Alle haben ein sehr umfassendes Produktportfolio und für jeden Geldbeutel etwas im Angebot. Häufig sind, gerade günstige, Verlaufsfilter aus Kunststoff (z.B. von Cokin). Das NiSi-System dagegen ist durchgehend aus Glas und damit auch qualitativ hochwertiger und weniger anfällig für Verkratzungen. Cokin ist preislich gesehen das günstigste System und hat auch das breiteste Angebot an Filtern.

 

Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Übersicht der gängigsten Hersteller und Beispiele für einen Filterhalter mit einem Verlaufsfilter(set), hierbei eher auf Einsteiger ausgerichtet. Die meisten Hersteller bieten verschiedene Serien an, die sich auch an semi- oder professionelle Fotografen richten. Lee hat preislich kein Einsteigermodell im Angebot.

Hersteller Preis
Halterset 100mm
Typ
Filterhalter
Preis
Verlaufsfilter
Typ
Filter
Material Filter
Lee 95,00 EUR Lee 100mm 274,99 EUR ND Soft Grad Set mit GND2, 3 und 6 Kunststoff
K&F 119,99 EUR Concept SNJ51T Vierkant Im Set mit enthalten ND1000 + GND8 Glas
NiSi 43,00 EUR V2-II Filterhalter für 100mm 129,00 EUR Verlaufsfilter GND8 Medium Glas
HAIDA 49,90 EUR Serie 100 229,90 EUR Filterset Serie 100 mit GND2, 3 und 6 Glas
Cokin 43,98 EUR Z Pro Serie 59,86 EUR GND Kit mit GND2 und GND8 Kunststoff

* Die Preise wurden tagesaktuell (19.01.2021) von Foto Erhardt, Foto Köster, Foto Koch oder den jeweiligen Herstellern entnommen.

Du siehst: Es ist auf jeden Fall lohnenswert, sich im Bereich der Landschafts- und Naturfotografie mit Filtern zu beschäftigen und diese auch aktiv zu nutzen. Aber Achtung: Der Einsatz von Grau- und Verlaufsfilter erfordert immer ein Stativ, im Idealfall einen Fernauslöser und die Kameraeinstellungen müssen manuell vorgenommen werden. Wie man dabei am besten vorgeht, erklären wir dir in einem unserer nächsten Artikel mit dem Titel Schritt für Schritt: Mit dem Filter zum perfekten Bild.


Die hier beschriebenen Möglichkeiten und Filterarten sind natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit – dies würde den Umfang an dieser Stelle sprengen. Wir haben hier den Fokus auf die wichtigsten Filterarten gelegt, die man bei einem Fotoshooting in der freien Natur immer dabeihaben sollte.


Hast du bereits Erfahrungen mit Filtern in der Fotografie? Welche Filter kommen bei dir zum Einsatz? Oder welche Fragen hast du zum Thema Filter? Wir freuen uns über deinen Kommentar!

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