Brauche ich eine Spiegelreflexkamera, eine spiegellose Systemkamera, eine Bridgekamera oder reicht sogar eine Kompaktkamera? Häufig werden wir Heimatlichter gefragt, mit welchem Kamerasystem wir unterwegs sind. Oder welche Kameras wir bei Neukauf empfehlen würden. Das ist keine leicht zu beantwortende Frage und der Kameramarkt ist riesig. Und es kommt darauf an, was Dich bewegt, Dir eine Kamera zuzulegen. Und auch darauf, ob Du Deinen geplanten Weg in die Fotografie über eine längere Zeit beschreiten möchtest. Dazu ist ein Kamerakauf auch immer eine Frage des persönlichen Budgets. Deshalb ist meine erste Antwort auf diese Fragen nach Empfehlungen immer: „Es kommt drauf an.“ Und die Gegenfrage: „Wieviel Zeit und Geld möchtest Du in die Fotografie investieren?“
Welcher Kameratyp bist du?
Mein wichtigster Rat an Einsteiger:innen ist: Finde zunächst für Dich heraus, welchen Kameratyp Du brauchst, welche Kamerakategorie zu Deinen individuellen Bedürfnissen passt. Die Kamera ist zunächst einmal einfach nur ein Werkzeug, mit dem wir Fotos machen. Und wie bei anderen Werkzeugen gilt auch für Kameras: Nicht jede ist für alle Aufgaben gleich gut geeignet.
Kamera in die Hand nehmen und ausprobieren!
Gerade als Einsteiger:in ist die Haptik, die Ergonomie und Bedienung sehr wichtig. Die Kamera sollte Dir unbedingt „gut in der Hand“ liegen. Die Größe, das Gewicht, Sucher, Display, die Anordnung der Knöpfe und Einstellräder sind enorm wichtig dafür, dass Du Dich mit Deiner neuen Kamera wohlfühlst und später gut damit umgehen kannst. Von daher gehe, wenn möglich, in ein Fachgeschäft und probiere die verschiedenen Systeme vor Ort aus. Fotografieren ist mehr als nur auf den Auslöser zu drücken. Man sollte Freude an der kreativen Bildgestaltung haben und vor allem auch die Geduld mitbringen, sich mit der Technik auseinandersetzen zu wollen.
Manchmal reicht auch eine kompakte Kamera.
Eines vorneweg: Wir Heimatlichter sind normalerweise mit spiegellosen Systemkameras und Spiegelreflexkameras unterwegs und möchten in aller Regel auch nichts anderes mehr nutzen. Es gibt aber durchaus Fälle, bei denen die anderen Kamerakategorien eine wirklich gute Wahl sind. Beispielsweise als Zweitkamera. Wenn man nämlich seine gesamte Ausrüstung nicht mit sich schleppen kann oder möchte, kommen die Kompakt- und Bridgekameras auch durchaus bei uns Heimatlichtern zum Einsatz! Unter anderem zum Beispiel bei Wanderungen in den Bergen, beim Klettern und weiteren Outdoor-Aktivitäten. Überall da also, wo es um Flexibilität, Beweglichkeit und Gewichtsreduktion geht.
Ohne hier auf die konkreten technischen Features moderner Kameras eingehen zu wollen oder einzelne Modelle vorzustellen, haben wir Dir in unserem ersten Teil zum Thema Kamerakauf ein paar wichtige Facts über Kamerasysteme zusammengestellt. Die Entscheidung, auf welches System Du setzt, liegt letztendlich an Deinem ganz persönlichen Weg, den Du in der Fotografie beschreiten möchtest.
Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal bei den Kamerakategorien ist, ob das Objektiv wechselbar ist oder nicht.
Kameras kann man grob in folgende Kategorien einteilen:
• Kompakt- und Edelkompaktkameras
• Bridge-, Superzoom-Kameras
• Digitale Spiegelreflexkameras (DSLR)
• Spiegellose Systemkameras (DSLM)
Kamerasysteme mit fest eingebautem Objektiv
Kompakt- und Edelkompaktkameras
Schon der Name verrät, dass es sich hierbei um ein kleines und kompaktes Gehäuse handelt, das keinen Platz bietet für große und schwere Linsen. Der Begriff Kompaktkameras umfasst ein breites Spektrum unterschiedlicher Kameras. Allen gemeinsam ist aber eines, nämlich, dass das Objektiv fest verbaut ist und nicht gewechselt werden kann. Ohne Zubehör in möglichst vielen Situationen gute Fotos zu machen, dafür sind Kompaktkameras ausgelegt.
Aber auch die in Smartphones verbauten Kameras bieten mittlerweile eine Bildqualität, die an so manche Kompaktkamera heranreicht. Vor allem hat man sein Smartphone praktisch immer dabei. Zudem sind Smartphones fast immer mit dem Internet verbunden, perfekt um den Schnappschuss mal kurz auf Instagram und Facebook zu teilen.
Anders sieht es bei den Edelkompaktkameras aus. Diese bieten mit größeren Sensoren und vielen Optionen zur manuellen Einstellung eine deutlich bessere Bildqualität als Smartphones. Manche Edelkompaktkameras verwenden APS-C- oder sogar Vollformat-Sensoren.
Ein großer Vorteil der kompakten Klasse ist die geringe Größe, so dass Du sie immer dabeihaben kannst, ohne viel zusätzliches, schweres und sperriges Gepäck mit Dir herumzutragen. Das macht sie zu einer geeigneten Kamera für unterwegs. Hinzu kommt, dass die Kompaktkamera kaum zum Erwerb von kostspieligem Zubehör verführt. Schließlich ist in dem Gehäuse schon alles Nötige eingebaut. Und was nicht eingebaut ist, kann in der Regel auch nicht nachgerüstet werden.
Bridge- und Superzoom-Kameras
Mit diesen Kameras schlagen die Hersteller eine „Brücke“ – daher auch der Name – zwischen den Kompaktkameras und den Spiegelreflexkameras. Eine Bridge-Kamera kann eine gute Option sein, wenn Dir eine Kompaktkamera nicht ausreicht und Du zudem nicht mit verschiedenen Objektiven fotografieren möchtest. In manchen Situationen kann es durchaus von Vorteil sein, nicht ständig die Objektive wechseln zu müssen.
Bridge-Kameras bieten im Vergleich zu den Kompaktkameras erweiterte Bedienfunktionen, die sonst nur bei DSLR-Kameras oder spiegellosen Systemkameras zu finden sind. Sie verbinden sozusagen den Komfort einer fest verbauten Superzoom-Optik mit der Haptik einer System- bzw. Spiegelreflexkamera. Auch die geringere Größe und das Gewicht sind hier von Vorteil. Dennoch sind diese Kameras in der Regel deutlich größer als die Kompakten und mit einem stabilen Gehäuse sowie dem fest verbauten Objektiv ausgestattet. Dieses bietet meist einen großen Brennweitenbereich, von Weitwinkel bis Tele. Solch große Zoombereiche gehen allerdings nahezu immer, so auch bei einer Bridge-Kamera, zu Lasten der Bildqualität.
Kamerasysteme mit Wechselobjektiv
Digitale Spiegelreflexkameras (DSLR)
Spiegelreflexkameras haben ein größeres Gehäuse, in dem sich eine komplexe, hochentwickelte Elektronik für beste Bildqualität verbirgt. Das Hauptmerkmal einer jeden DSLR (die Abkürzung DSLR steht für den englischen Begriff „Digital Single Lens Reflex“) ist ihr Schwingspiegel, der das durch das Objektiv einfallende Licht präzise in den Sucher lenkt. Beim Auslösen klappt dieser hoch und gibt den Weg zum Sensor frei. DSLR-Kameras verwenden in aller Regel APS-C- und Vollformat-Sensoren.
Durch die Erweiterungsmöglichkeiten sind Spiegelreflexkameras nahezu universell einsetzbar und so eines der flexibelst anwendbaren Kamerasysteme. Insbesondere die Möglichkeit, Objektive wechseln zu können, ist ein großer Vorteil. Man kann aus einem riesigen Sortiment an DSLR-Objektiven wählen, die so gut wie jeden Wunsch abdecken. Wechselobjektive bieten eine große Flexibilität hinsichtlich der Wahl der Brennweite, sodass sich eine Spiegelreflexkamera mit dem passenden Objektiv an das jeweilige Motiv anpassen lässt, sei es eine Landschaft, Tier-, Makro- oder Porträtfotografie. Zudem sind Wechselobjekte in der Regel nicht nur lichtstärker, sondern auch von besserer optischer Qualität als fest eingebaute Objektive.
Lerne deine Kamera kennen!
Du solltest Dir aber auch darüber im Klaren sein: Sinnvoll sind diese Kameras erst, wenn Du die wichtigsten Funktionen der Kamera einzusetzen weißt. Das heißt, Du solltest die Bereitschaft mitbringen, Dich mit den mannigfaltigen Möglichkeiten der Technik, die Dir dieses System bietet, auseinanderzusetzen. Demnächst wird zu diesem Thema hier im Magazin auch die Serie Von A zu M erscheinen, in der wir Dir helfen wollen, das volle Potential aus den DSLRs und DSLMs herauszukitzeln.
Bei einer Entscheidung für oder gegen eine DSLR solltest Du auf jeden Fall auch das Gewicht und die Größe der Kamera berücksichtigen. Gerade Spiegelreflexkameras mit Vollformatsensoren wiegen mit Objektiv schnell mal 1,5 kg und mehr und nehmen eine Menge Platz in der Tasche weg.
Und Du solltest nicht nur die Kosten für die Kamera selbst einplanen, sondern auch die Kosten für wichtiges Zubehör wie Wechselobjektive oder Blitzgeräte, Fernauslöser, Stativ und Akkus etc.
Bei den DSLRs und auch bei den DLSMs gibt es eine Vielzahl von Kriterien und einige Unterschiede mehr, die man vor dem Kauf wissen sollte und die es zu beachten gilt. In nächster Zukunft wirst Du hier weitere Artikel dazu finden.
Spiegellose Systemkameras (DSLM)
Seit einigen Jahren sind spiegellose Systemkameras DSLM (Digital Single Lens Mirrorless) auf dem Vormarsch. Sie vereinen viele Vorteile von Kompaktkameras und Spiegelreflexkameras und haben, wie der Name sagt, keinen Spiegel mehr im Inneren verbaut. Da auf den Spiegel verzichtet wurde, sind sie in der Regel kleiner und leichter als Spiegelreflexkameras. Sie bieten jedoch durch den Einsatz von großen Sensoren (viele spiegellose Kameras arbeiten mit gleichgroßen Sensoren wie Spiegelreflexkameras) und der Möglichkeit, Wechselobjektive zu nutzen, die Stärken von Spiegelreflexkameras. Dank der großen Sensorfläche ermöglichen sie Bilder mit einem hohen Dynamikumfang, so dass sie für viele Fotograf:innen eine wirkliche Alternative zur DSLR sind.
Die Kombination aus geringerem Gewicht und gleichwertiger Bildqualität macht spiegellose Systemkameras gegenüber den DSLR, besonders für Landschaftsfotograf:innen, enorm attraktiv. Mit Objektivadaptern kann man darüber hinaus nahezu jedes Spiegelreflex-Objektiv auch an einer DSLM nutzen. Insgesamt ein sehr vielseitiges und kompaktes Kamerasystem.
Mehr Vorteile durch den elektronischen Sucher
Bei den DSLMs trifft das Licht direkt auf den Bildsensor, der dieses in ein digitales Bild umwandelt. Während viele Einsteiger-Modelle über einen LCD-Bildschirm verfügen, besitzen teurere Ausführungen einen elektronischen Sucher. Dabei sehen die Fotograf:innen das Motiv zusätzlich auf einem kleinen Bildschirm, wenn sie durch den Sucher schauen. In einem elektronischen Sucher sieht man das Bild in der Form, in der man es später auch auf seiner Speicherkarte wiederfinden wird. Das heißt, wenn Veränderungen an der Belichtungszeit oder Blende vorgenommen werden, sieht man diese Veränderungen sofort. Für viele Fotograf:innen ist der elektronische Sucher neben der kompakteren Bauweise ein deutlicher Vorteil von spiegellosen Systemkameras gegenüber Spiegelreflexkameras.
Generell lässt sich sagen, dass neue, spannende Features vor allem für DSLMs entwickelt werden, denn die meisten Hersteller sehen in diesem System die Zukunft, wenn auch die DSLRs zum Glück nie ganz verschwinden werden und sie weiterhin ihre Berechtigung auf dem Markt haben. Das Thema wird unter Fotograf:innen immer wieder heiß und kontrovers diskutiert: Was ist besser? Eine Spiegelreflexkamera oder eine spiegellose Systemkamera? Ich sage, es ist egal. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile und sicher ist dieses Thema auch einen weiteren Artikel wert.
Einen sehr ausführlichen Artikel über die entscheidenden Unterschiede zwischen einer DSLR und einer DSLM möchte ich Dir gerne empfehlen: https://www.photografix-magazin.de/dslr-oder-dslm-kaufen/
Fazit
Es kommt wirklich ganz auf Deine speziellen Bedürfnisse und auf Deinen fotografischen Weg an. Alle Kamerasysteme haben ihre Vor- und Nachteile.
Mein Tipp: Entscheide Dich zunächst einmal für eine Kamerakategorie. Es muss nicht von Anfang an die teuerste Kamera sein, sondern die Kamera sollte einfach zu Deinen Bedürfnissen passen. Auch das Ausleihen kann zunächst eine Option sein, bevor Du Dich festlegst. Vielleicht hast Du jemanden im Freundes- oder Kollegenkreis, der/die Dich seine/ihre Kamera mal ausgiebig ausprobieren lässt. Und auch der Fachhandel bietet Kameras zum Ausleihen an.
Triff Dich mit Gleichgesinnten und anderen Hobby-Fotograf:innen! Der Austausch, die Erfahrung anderer ist sehr wertvoll und hilft ungemein.
Schau Dich nach Foto-Workshops um, auch hier bei uns Heimatlichtern. Einige unserer Fotograf:innen bieten eigene Workshops an und auch über unser Portal wird die Workshop-Buchung in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein. Also gerne einfach auch immer wieder mal hier vorbeischauen!
Das Allerwichtigste beim Fotografieren ist sowieso: Hab Spaß dabei, probiere Dich aus, gib nicht auf! Und denke immer daran: Dein Auge fotografiert, nicht die Kamera.
Hast Du noch Fragen zu Kamerasystemen? Für welches Kamerasystem hast Du Dich entschieden und warum? Schreib uns gerne, wir freuen uns auf Deine Kommentare!
Vielen herzlichen Dank an unseren Partner Foto Franz in Kehl für die Bereitstellung der Produktbilder.
4 Kommentare
Connie Klube
Hi Evi, wunderbar geschrieben und sehr gruendlich recherchiert. Und ja, man muss seine Kamera kennen. Und die beste Kamera ist immer die, die man dabei hat. Viele Gruesse aus NYC, Connie
Evi Seeger
Vielen Dank, liebe Connie, das freut mich sehr! Ja, man kann auch mit kleinen Kompakten bsw. richtig gute Fotos machen, wenn man sich mit Bildaufbau, Licht und genügend Geduld/Empathie für den richtigen Moment mitbringt, dann ist die Kamera, die man dabeihat, die Beste! Und es lohnt sich auch, vielleicht einmal nicht in Technik, sondern fotografische Fortbildung zu investieren, seinen Blick auf die Dinge zu schulen, etwas anders zu machen. Spielerischer mit dem Thema Fotografie umzugehen als technischer. Liebe Grüße zurück nach NYC!
Hanspi aus der Schweiz
Hallo Evi
Du hast hier einen sehr interessanten Bericht geschrieben und gut erklärt!
ich persönlich arbeiten generell nur mit einer Kompaktkamera Sony DSC-HX99 die auch mit WiFi Funktion ausgestattet ist. Da kann ich die Bilder direkt auf mein iPhone laden und ins Facebook übertragen.
Diese Sony Kompaktkamera ist leicht und kann ich in die Jackentasche nehmen. Für die Selfies kann ich sogar das Display aufklappen wie du es oben abgebildet hast.
Diese Kamera macht so gute Hammerbilder, dass ich gar keine Spiegelreflex-Kamera brauche. Früher hatte ich eine Minolta X700 mit 20mm Weitwinkel und Tele Zoom Objektive. Aber alles in der Fototasche wurde mir dann mit der Zeit zu schwer…. Vor allem wenn ich im Sommer unterwegs war, hat mir diese schwere Tasche Mühe gemacht. Deshalb reicht mir heute diese Kompaktkamera völlig aus. Du kennst ja meine Bilder-Qualität sehr gut… Das wichtigste am Fotografieren ist ein gutes Auge und eine richtige Bildgestaltung! Dann kann jedes Bild schön aussehen…
Ich freue mich hier auf weitere solche interessante Berichte und wünsche dir viel Erfolg.
Liebe Grüsse
Hanspi
Evi Seeger
Hallo Hanspi,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und deine Ausführung, für welchen fotografischen Weg du dich entschieden hast. Du scheinst für dich mit der kleinen, kompakten Sony eine perfekte Begleiterin gefunden zu haben! Das freut mich. Die kleinen Kamaras haben ja auch enorme Vorteile, wenn man wie ihr viel unterwegs ist. Auch ich liebäugle mir – neben meiner DSLR – eine kleine Kompakte anzuschaffen für Wanderungen und andere Aktivitäten draussen.
Liebe Grüße in die Schweiz und weiterhin viel Freude beim Fotografieren,
Evi