Heimische Frühblüher: Frühlingsgefühle in der Naturfotografie

Frühblüher, Knospen und summende Bienen – im Frühjahr entfaltet die Natur ihre volle Pracht und bietet uns viele wunderschöne Fotomotive. Zu beobachten, wie die Natur erwacht, bringt einen gewissen Zauber mit sich. Deshalb: Schnapp Dir Deine Kamera und geh raus, um diese tollen Farben, Blüten und Blumen einzufangen – das sind Frühlingsgefühle pur.

In unserem heutigen Gastbeitrag Heimische Frühblüher hat der Naturfotograf und Heimatlicht Stefan Imig für uns eine Übersicht der bekanntesten heimischen Frühblüher zusammengestellt. Hier gibt er Dir viele praktische Tipps und Tricks zum Fotografieren dieser wunderschönen Pflanzen an die Hand.

Die Bilder von Stefan kannst Du übrigens auch bei Heimatfotos bestaunen. Und wenn du noch mehr über Stefan und seinen spannenden, fotografischen Weg erfahren möchtest, solltest Du Dir unsere Heimatlicht Foto- und Video-Podcast-Folge mit ihm anhören.

Und nun viel Freude beim Lesen und Anschauen der wunderschönen, heimischen Frühblüher!

Adonisröschen:
Wunderschön gelb und schwierig zu fotografieren

Adonisröschen im ersten Licht des Tages, Mainfranken · Nikon D800E | Sigma 2,8/150mm OS · 300mm | f/3,2 | 1/100sek | ISO100

Die Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) gehören zu den ersten Frühblühern, die schon im zeitigen Frühjahr mit der Blüte beginnen. Bereits Anfang März kann man die ersten Trupps an geschützten Stellen antreffen. In vielen Teilen Deutschlands sind sie als „gefährdet“ oder gar „stark gefährdet“ eingestuft. Trotzdem kann man sie auf entsprechenden Habitaten meist zu Hunderten oder gar Tausenden antreffen. Eine geöffnete Blüte des Adonisröschens bei guten Lichtbedingungen zu fotografieren, ist äußerst schwierig, da diese Pflanzen erst bei intensivem Sonnenschein ihre Blüten öffnen und sie zum Abend hin wieder schließen. Somit muss sich der Fotograf meist mit den geschlossenen Blüten zufriedengeben.

Blütezeit

Die Blütezeit der Adonisröschen ist für Frühblüher extrem lang. Die ersten voll ausgebildeten Exemplare sind bereits Anfang März zu finden. Und selbst Mitte Mai gibt es immer noch vereinzelt Pflanzen mit gänzlich intakten Blüten.

Lebensraum

Das Frühlings-Adonisröschen bevorzugt Trocken- und Steppenrasen. Oftmals ist es auf ehemaligen (oder auch auf in Betrieb befindlichen) Truppenübungsplätzen anzutreffen, welche nicht selten ideale Lebensbedingungen bieten. Standorte des Adonisröschens stehen meist unter Schutz; an entsprechende Wegegebote sollte man sich unbedingt halten.

Fotografische Tipps für Frühblüher:
So fotografierst Du Adonisröschen am besten

Bei der Fotografie dieser Pflanzen sollte man stets den Rot-Kanal des RGB-Histogramms im Auge behalten. Durch das intensive Gelb frisst dieser Kanal extrem schnell aus, was im Bild unschön wirkt. Vor allem zu Beginn der Blütezeit, wenn die Pflanzen noch nicht ihre vollständige Wuchshöhe erreicht haben, muss man sich auf extrem tiefe Standpunkte einstellen und dementsprechende Stative bzw. Bohnensäcke mitnehmen. Alle Jahre wieder läuten die heimischen Frühblüher das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings ein.

Küchenschellen:
im Gegenlicht leuchten die Härchen wunderschön

Küchenschelle im Abendlicht, Taubertal · Nikon D850 | Nikon 2,8/70-200mm FL · 135mm | f/4 | 1/200sek | ISO64

Deutlich häufiger als das Frühlings-Adonisröschen sind die Gewöhnlichen Küchenschellen (Pulsatilla vulgaris), auch Kuhschellen genannt, anzutreffen. Diese in intensivem Violett leuchtenden Pflanzen bilden oftmals ganze Teppiche und stellen mit ihrer Farbe einen wunderschönen Kontrast zu den noch braunen Grasflächen dar. Aber auch wenn die Küchenschellen bereits abgeblüht sind, kann man sich immer noch fotografisch an ihnen austoben: Die übrig gebliebenen „Gerippe“ sind nach wie vor mit feinen Härchen versehen, welche vor allem im Gegenlicht intensiv leuchten.

Blütezeit

Die Blütezeit der Küchenschellen beginnt ungefähr Mitte März und ist Mitte April bereits wieder beendet. Die abgeblühten Fruchtstände sind allerdings noch bis weit in den Mai hinein zu sehen.

Lebensraum

Küchenschellen benötigen ein basenreiches Grundgestein und sind daher fast ausschließlich auf kalkigen Böden zu finden. Die Verbreitung in Deutschland beschränkt sich annähernd auf den Mittelgebirgsraum, wobei es auch im Voralpenland vereinzelte Vorkommen gibt. In sonnigen Hanglagen über Main und Tauber gibt es eine große Zahl von Küchenschellen.

Fotografische Tipps für Frühblüher:
So fotografierst Du Küchenschellen am besten

Wie bereits erwähnt, sind die Küchenschellen mit feinsten Härchen überzogen. Vor allem bei Gegenlichtaufnahmen sollte man diese Härchen stets genau im Auge behalten, da sie in solchen Situationen sehr schnell zur Überbelichtung neigen. 

Fotos von Stefan Imig · Heimatfotos.de

Märzenbecher:
Ordnung ist das halbe Foto

Stefan Imig, Märzenbecher im Frühlingswald, Mainfranken · Nikon D750 | Samyang 2/135mm · 135mm | f/2 | 1/160sek | ISO100

Märzenbecher im Frühlingswald, Mainfranken · Nikon D750 | Samyang 2/135mm · 135mm | f/2 | 1/160sek | ISO100

Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten Frühblühern sind die Märzenbecher (Leucojum vernum) nicht auf offenen Flächen, sondern in Wäldern anzutreffen. Hier bevorzugt diese Pflanze in der Regel feuchte Senken oder gar Auwälder. Die Märzenbecher sind in Waldstandorten meist die allerersten blühenden Pflanzen, noch deutlich vor Leberblümchen oder Buschwindröschen. Nicht selten bildet diese Pflanze geschlossene Blütenteppiche, die den Waldboden in ein weißes Meer verwandeln können.

Blütezeit

Je nach Härte des Winters können die Märzenbecher bereits Ende Februar erblühen. Durch ihre frühe Blüte kann man diese Pflanze auch gelegentlich bei geschlossener Schneedecke antreffen. Anfang April ist die Blütezeit meist zu Ende.

Lebensraum

Siehe oben.

Fotografische Tipps für Frühblüher:
So fotografierst Du Märzenbecher am besten

Die große Herausforderung bei der Fotografie von Märzenbechern ist meist, eine gewisse Ordnung in das Chaos zu bringen. Die Pflanzen stehen oftmals dicht an dicht, sodass dies nur schwer möglich ist. Gelingen kann dieses Vorhaben unter anderem, wenn man mit langer Brennweite und offener Blende die Schärfeebene sehr selektiv steuert. Oder wenn – falls das Umfeld dies hergeben sollte – der Wald als eigentliches Hauptmotiv dient und die Märzenbecher nur als weißer Teppich abgebildet werden.

Leberblümchen:
Schöne Aufnahmen vor allem in den Abendstunden

Stefan Imig, Leberblümchen, Mainfranken · Nikon D750 | Samyang 2/135mm · 135mm | f/2 | 1/320ek | ISO100

Leberblümchen, Mainfranken · Nikon D750 | Samyang 2/135mm · 135mm | f/2 | 1/320ek | ISO100

Mein ganz persönliches Highlight unter den Frühblühern sind die Leberblümchen (Hepatica nobilis). Diese in zartem Lila blühenden Pflänzchen bieten grenzenlosen kreativen Spielraum. Zum einen liegt das wohl daran, dass diese Pflanzen nicht ganz so flächendeckend wachsen wie beispielsweise Märzenbecher oder Buschwindröschen. Leberblümchen stehen eher in kleineren Trupps, was dann auch ganz hervorragend fotografisch festzuhalten ist. Zum anderen stellt die Farbe der Blütenblätter einen sehr schönen Farbkontrast zum oftmals noch vollkommen braunen Waldboden dar – ähnlich wie bei den Küchenschellen.

Blütezeit

Die Blütezeit des Leberblümchens ist in etwa von Ende März bis Anfang April.

Lebensraum

Die Anforderungen an den Lebensraum des Leberblümchens sind hoch: Der Waldboden sollte nicht feucht, aber kalkhaltig sowie nährstoffreich sein. Nicht zuletzt daher ist es deutlich seltener anzutreffen als beispielsweise das Buschwindröschen. In Deutschland gilt das Leberblümchen als „streng geschützt“.

Fotografische Tipps für Frühblüher:
So fotografierst Du Lederblümchen am besten

Da die Leberblümchen (wie viele andere Frühblüher auch) über Nacht ihre Blüten schließen, ist es in der Regel kaum möglich, geöffnete Pflanzen bei weichem Morgenlicht anzutreffen. Vor allem an warmen Frühlingstagen gelingt dies in den Abendstunden deutlich besser.

Fotos von Stefan Imig · Heimatfotos.de

Buschwindröschen:
Perfekt für kreaktive Fotos

Buschwindröschen zwischen weißen Blüten, Mainfranken · Nikon D5500 | Nikon 3,5/85mm Micro · 85mm | f/6,3 | 1/250sek | ISO100

Von den hier vorgestellten Frühblühern ist das Buschwindröschen (Anemone nemorosa) wahrscheinlich das am häufigsten anzutreffende. Genau wie Märzenbecher und Leberblümchen ist es in Wäldern zu finden. Jedoch beginnt die Blüte oftmals erst dann, wenn die beiden zuvor genannten Frühblüher bereits am Abblühen sind. Buschwindröschen nutzen sozusagen die letzten Sonnenstrahlen, die den Waldboden erreichen, bevor sich ab Mitte April das Laubdach des Waldes langsam schließt.

Blütezeit

Ende März bis Mitte April.

Lebensraum

Deutschlandweit ist das Buschwindröschen auf den meisten Waldböden anzutreffen.

Fotografische Tipps für Frühblüher:
So fotografierst Du Buschwindröschen am besten

Die unglaubliche Masse an Buschwindröschen erlaubt oftmals ein kreatives Spiel mit unscharfen und scharfen Bildbereichen. So kann beispielsweise eine weitere Blüte als „Dopplung“ in der Unschärfe das Bild aufwerten, oder es können Aufnahmen „durch die Blüte hindurch“ realisiert werden.

Fotos von Stefan Imig · Heimatfotos.de

Schachblume:
Streng geschützt! Am besten mit dem Teleobjektiv fotografieren!

Schachblumen im Raureif, Sinntal · Nikon D800E| Nikon AF-S 2,8/300mm VRII · 300mm | f/2,8 | 1/80sek | ISO125

Die Trockenlegung von Feucht- und Nasswiesen und der damit einhergehende Verlust des natürlichen Lebensraumes sind wohl der Hauptgrund, warum die Schachblume (Fritillaria meleagris) deutschlandweit als „stark gefährdet“ gilt. Wohl auch deshalb kann diese unter dem Namen Kiebitzei bekannte Pflanze in ihrer Blütezeit zu einem wahren Touristenmagnet werden. Um die Bestände zu schützen, werden vielerorts gezielt Wege durch die Feuchtwiesenangelegt und entsprechende Führungen für Naturinteressierte angeboten, die mitunter regelrechten Volksfest-Charakter haben.

Blütezeit

April.

Lebensraum

Feuchtwiesen, oftmals auch überschwemmte Lehm- und Tonböden.

Fotografische Tipps für Frühblüher:
So fotografierst Du Schachblumen am besten

Um diese streng geschützten Pflanzen zu fotografieren, ist ein Teleobjektiv die erste Wahl. Zum einen sind die Schachblumen so groß, dass ein Makro-Objektiv nicht benötigt wird. Zum anderen dürfen die Habitate in der Regel nicht betreten werden. Um den fotografischen Arbeitsradius zu erhöhen, sind Brennweiten von 300 mm und mehr durchaus empfehlenswert.

Fotos von Stefan Imig · Heimatfotos.de

Foto-Workshops zum Thema „Frühblüher“

Frühblüher so kunstvoll abzulichten wie es Stefan Imig tut, ist nicht ganz einfach. Es gehört viel Know-How, Geduld, Kreativität und ein Sinn für die perfekte Lichtführung dazu. Wenn Du das lernen willst, solltest Du Dir die Fotoworkshops von Stefan einmal genauer ansehen. ACHTUNG: Am besten rechtzeitig Kontakt aufnehmen, denn seine Workshops sind meist schon sehr früh ausgebucht!

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