Der Artikel „Die Aufnahmemodi Deiner Kamera“ ist Teil unserer Serie “Von A zu M”. Mit dieser möchten wir Dich mit unserer Leidenschaft fürs Fotografieren anstecken und Dich nach und nach an wichtige Grundlagen der Technik heranführen.
Im ersten Teil unserer Serie Von A zu M haben wir Dir das Zusammenspiel von Blende, Belichtung und ISO erklärt. Heute begleiten wir Dich zur manuellen Steuerung Deiner Kamera.
Zugegeben: Als ich mir 2014 meine digitale Spiegelreflexkamera zugelegt habe, war ich im ersten Jahr wie viele Einsteiger:innen im Automatik-Modus unterwegs. In das Bedienungshandbuch habe ich lediglich einen flüchtigen Blick geworfen und all die Rädchen und Abkürzungen und ihre Bedeutung auf der Kamera habe ich außer Acht gelassen. Über die Teilnahme an einem Workshop habe ich zwar hin und wieder nachgedacht, das Vorhaben aber nie in die Tat umgesetzt.
Macht die Kamera das Foto
oder machst Du das Foto?
Die Bilder waren für meine damaligen Erwartungen hell und scharf genug, perfekt für schnelle Fotos und schöne Erinnerungen zwischendurch. Und dieser Automatik-Modus war bequem, er nahm mir schließlich alle Entscheidungen ab: Denn im Automatik-Modus entscheidet die Kamera welche Blende, welche Belichtungszeit und welche ISO Einstellung genutzt wird. Und die Kamera entscheidet sogar, ob und wann Du blitzt.
Je mehr ich mich jedoch mit dem Thema Fotografieren auseinandersetzte und je mehr ich selbst Einfluss auf das Bild nehmen wollte – dieser Wunsch kam bei mir durch das Betrachten anderer (und viel besserer) Bilder – war eines klar: Im Automatik-Modus kann ich gute Bilder schaffen, aber es bleibt dann auch ein bisschen dem Zufall überlassen. Der Automatik-Modus kann nicht steuern, welche Stimmung ich auf einem Bild kreieren möchte. Wenn ich bewusst fotografieren möchte, wenn ich die Lichtstimmungen nicht dem Zufall überlassen möchte, muss ich die Abkürzungen und die Rädchen an der Kamera verstehen. Und ich muss die Einstellungen von Blende, Belichtungszeit und ISO, dieses Zusammenspiel verstehen. Die Aufnahmemodi eben.
Auch wollte ich nicht länger meine Bilder nur auf der Festplatte verstauben lassen, ich wollte meine Bilder zeigen, denn Bilder – und davon bin ich fest überzeugt – wollen gesehen werden und Bilder gehören an die Wand. Dafür mussten sie aber auch besser werden! Und ich wollte meine Kamera steuern und die Ergebnisse nicht länger dem Zufall überlassen.
Die Arten von Aufnahmemodi
Die meisten Kameras bieten folgende Optionen von unterschiedlichen Aufnahmemodi an, variierend im Kürzel je nach Hersteller. So wird beispielsweise die Zeitautomatik mit „A“ bei Nikon und bei Canon mit „Av“ abgekürzt.
• Auto: Vollautomatik-Modus
• P: Programmautomatik
• A/Av: Zeitautomatik
• S/Tv: Blendenautomatik
• M: Manueller Modus
• Szene/Effects: Motivprogramme
Auto: der Vollautomatik-Modus
In vielen Situationen beim Fotografieren ist die Kontrolle über die Belichtung des Bildes entscheidend. Denn wenn das Licht nicht ausreicht, werden Bilder zu dunkel (unterbelichtet) und unscharf oder bei zu viel Licht überbelichtet. Die Belichtung des Bildes wird über drei Einstellungen an der Kamera gesteuert: Blende, Zeit und ISO. Und im Auto-Modus übernimmt die Kamera die volle Kontrolle über diese Belichtungsfunktionen:
• Blende (wieviel Licht gelangt in die Kamera)
• Belichtungszeit (wie lange tritt Licht in die Kamera)
• ISO (regelt die Lichtempfindlichkeit der Kamera)
Das Zusammenspiel dieser drei Einstellungen ist entscheidend für das Ergebnis. Das Zusammenspiel von Blende, ISO und der Belichtungszeit haben wir Dir im ersten Teil unserer Serie Von A zu M “Das Einfangen von Licht” erläutert.
Zurück zum Auto-Modus: Für Schnappschüsse kann man das Auto-Programm durchaus mal nutzen. Auch die Motivprogramme unter Effect/Scn bieten zwar etwas mehr Kontrolle, aber auch in diesen übernimmt die Kamera die Belichtungssteuerung. Es geht aber besser! Nämlich einfach mal das Rädchen weiter auf P drehen.
P wie Programmautomatik
Für den Anfang ist „P“ ein toller Modus, denn die Blende und die Belichtungszeit werden weiterhin von der Kamera gesteuert und dadurch hast Du Zeit, Dich zunächst auf den Bildaufbau zu konzentrieren. Und Du lernst ISO, den Weißabgleich, Fokusmesspunkte selbst einzustellen, diese kannst Du nämlich im Aufnahmemodus P selbst einstellen. In diesem Modus löst auch der Blitz nicht mehr automatisch aus.
Dieser Modus eignet sich gut, wenn man gerade keine Zeit hat, sich um die Einstellungen zu kümmern. Wenn es schnell gehen soll, zum Beispiel bei Städtetouren und bei der Streetphotography, auf Partys oder Konzerten. In Momenten also, die man selbst auch miterleben und bei denen man sich nicht nur auf das Fotografieren konzentrieren möchte.
A/Av oder die Zeitautomatik für Belichtung
In diesem halbautomatischen Modus überlässt Du der Kamera die Wahl der „richtigen“ Belichtungszeit, während Du die Blende selbst vorgeben kannst. Sobald Du also die Blende änderst, passt die Kamera die Belichtungszeit an. Großartig, oder? Wenn Du beispielsweise eine große (offene) Blende wie f/2,8 oder f/4 wählst, wird die Belichtungszeit automatisch kürzer, da Du über die offene Blende mehr Licht in die Kamera lässt. Bei einer kleinen (geschlossenen) Blende wie f/16 oder f/22 verlängert die Kamera die Belichtungszeit.
Kleine Blenden erhöhen die Schärfentiefe und werden von daher gern bei Landschaften eingesetzt.
Auch bei Portraits bietet sich die Zeitautomatik an. Du bestimmst beispielsweise über eine große (offene) Blende den unscharfen Hintergrund (das weiche Bokeh) und lässt Dir die Zeit, um mit Deinem “Model” zu arbeiten, indem Du die Wahl der Belichtungszeit Deiner Kamera überlässt.
S/Tv oder die Blendenautomatik
Kameras zeigen die Belichtungszeit als Sekundenbruchteil an, entweder als Zahl z.B. 500 oder als Bruch 1/500. Ausgesprochen bedeutet es also, dass der Verschluss für 1/500 Sekunden geöffnet wird. Das ist nicht lang. Grundsätzlich musst Du bei schwachen Lichtverhältnissen länger belichten und bei hellem Licht logischerweise kürzer. Das Tolle an dem Aufnahmemodus Blendenautomatik ist, dass Du die Belichtungszeit ändern kannst und die Kamera kümmert sich um die passende Blende und den Rest.
Ein typischer Einsatzzweck für diese Halbautomatik ist die Sport- und auch Tierfotografie, da kurze Belichtungszeiten die Bewegung „einfrieren“. Zudem minimieren kurze Belichtungszeiten das Problem des Verwackelns. Ein anderer sehr interessanter Aspekt ist die lange Belichtungszeit, um bewegliche Motive „verwischen“ zu lassen, da lange Belichtungszeiten für Bewegungsunschärfe sorgen. Auch Lichtspuren lassen sich mit langen Belichtungszeiten zaubern. Allerdings brauchst Du dazu, wenn die Belichtungszeit lang wird, ein Stativ.
Beim folgenden Bild musste es schnell gehen, auf die Situation war ich wenig vorbereitet. Um den Falken so ruhig sitzend scharf zu erwischen, habe ich hier das Programm S genutzt und eine kurze Belichtungszeit eingestellt, den Rest hat die Kamera ausgewählt: ISO 640 / Blende f5 / Belichtungszeit 1/500 Sekunden.
Geschafft! Modus M
Und schon sind wir mit dem Rädchen bei M angelangt. Wenn Du für die Halbautomatiken A/Av und S/Tv ein bisschen Gefühl bekommen hast, kannst Du jetzt auch mal M, den manuellen Aufnahmemodus, ausprobieren. Hier gibt es nun keine Automation mehr und Du gibst alle Einstellungen manuell ein. Aber keine Sorge, man lernt den manuellen Modus schneller als man denkt und die Belichtungsautomatik der Kamera arbeitet immer noch mit. Im Sucher und/oder auf dem Display wird meist die Belichtungsskala angezeigt und daran kannst Du Dich grob orientieren.
Deiner Kreativität sind nun keine Grenzen mehr gesetzt. Insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen bietet sich der Modus M an. Bei manchen Motiven ist es reizvoll, das Foto bewusst unterbelichten oder überbelichten. Wenn Du weißt, wie Du Blende, Belichtungszeit und ISO in jeder Lichtsituation richtig kombinierst/einstellst, kannst Du entscheiden, wie hell oder dunkel Deine Fotos sein sollen.
Auch wenn Du Panoramabilder erstellen möchtest, empfiehlt sich der Modus, da Du bei Panoramen alle Bilder mit derselben Blende und Belichtungszeit fotografieren solltest.
Meine Tipps für Deinen Start im Modus M
Wenn Du anfängst, im manuellen Aufnahmemodus zu fotografieren, kann es schon passieren, dass Du zu lange für die einzelnen Einstellungen brauchst und dadurch einen entscheidenden Moment verpasst. Deshalb empfiehlt es sich, den manuellen Modus zum Üben zunächst in der Landschaftsfotografie anzuwenden. Die Landschaft läuft dir nicht weg, hier hast Du genügend Zeit, Dich auszuprobieren und verschiedene Einstellungen zu testen. Und ziemlich bald hast Du Deine Kamera im Griff und ohne großes Überlegen weißt Du, welche Einstellung für das aktuelle Motiv richtig ist und hast Deinen Kopf komplett frei für die Bildgestaltung.
Mein persönlicher Rat ist: Fotografiere zunächst in dem Modus, in dem Dir das Fotografieren am meisten Freude bringt und die für Dich passenden Ergebnisse! Fotografieren lernt man durch Fotografieren. Setz Dir Ziele und stelle Dir Fotoaufgaben. Mein erste Fotoaufgabe, die ich hinbekommen wollte, waren die sogenannte Blendensterne. Wann immer es meine Zeit erlaubt hat, bin ich losgezogen und habe geübt: Die verschiedenen Kamera-Einstellungen, kreative Ideen ausprobiert, Perspektiven getestet und dabei auch jede Menge Fehler gemacht. Aber ich war stolz wie Bolle als ich meinen ersten Blendenstern auf der SD-Karte hatte!
Mein Schlusswort: Sei nachsichtig mit Dir! Fotografieren soll in erster Linie Spaß machen. Es gibt immer wieder Fotos, da ist es wichtiger und emotionaler, den richtigen Moment erwischt zu haben, selbst wenn die technischen Einstellungen nicht perfekt sind.
Im nächsten Beitrag unserer Einsteiger-Serie Von A zu M geben wir Dir einen Überblick über die verschiedenen Objektive die es in der Fotografie gibt und wo die Unterschiede liegen.
In welchen Modus fotografierst Du und welche Vorteile siehst Du darin? Du hast noch Fragen zu den unterschiedlichen Aufnahmemodi? Dann schreib uns, wir freuen uns auf Dein Feedback und/oder deine Fragen.