Mein Name ist Stefan Engel und ich liebe Zeitraffervideos von Landschaften. Im folgenden Beitrag erläutere ich Dir, wie ich mich selbst dem Thema Zeitrafferfotografie genähert habe und wie Du Deine ersten, einfachen, aber trotzdem hochwertigen Zeitraffer aufnehmen kannst.
Dieser Beitrag ist Teil 1 einer ganzen Serie rund um das Thema Zeitrafferaufnahmen. In den folgenden Beiträgen werde ich tiefer in die Materie einsteigen und auch auf speziellere Themen eingehen. Ich werde Dir verschiedenste Aufnahmetechniken zeigen und wir vertiefen gemeinsam Deine Fähigkeiten in der Nachbearbeitung.
Was sind Zeitraffer / Timelapse?
Zeitraffervideos, auch Timelapse genannt, sind weit verbreitet. Schon seit vielen Jahren werden diese als kurze Einspieler in Serien oder Dokumentationen verwendet. Sie erzeugen gezielt eine bestimmte Stimmung oder stellen Abläufe dar. Sie sind, salopp gesagt, beschleunigt ablaufende Videos.
In den letzten Jahren jedoch gab es in diesem Bereich drastische technologische Fortschritte. Es ist nun möglich, Zeitraffer in bisher ungeahnter Bildqualität aufzunehmen. Die Aufnahmen können aus einer Reihe von Fotos erzeugt werden und sich somit auch alle Vorteile der digitalen Bildbearbeitung zunutze machen. Dadurch wirken sie schon gar nicht mehr so wie herkömmliche Videos, sondern haben eher die Anmutung eines Fotos, das sich bewegt.
Meine persönliche Geschichte –
Wie ich zur Faszination Timelapse kam
Seit 2011 streife ich durch meine Heimat, den Pfälzerwald, um Landschaftsfotos aufzunehmen. Für Videos konnte ich mich anfangs nicht begeistern. Doch dann fielen mir im Jahr 2014 erstmals Zeitraffervideos auf, die nicht aus einem einfachen Video gemacht zu sein schienen. Diese zeigten ganze Sonnenaufgänge oder gar den nächtlichen Sternenhimmel in Bewegung.
Daraufhin wollte ich unbedingt selbst Zeitraffervideos aufnehmen und überlegte, wie man am besten in das Thema starten kann. Der Gedanke, einen kompletten Morgen von den letzten Sternen am Nachthimmel bis zur hellstrahlenden Sonne in einer einzigen Sequenz einfangen zu können, ließ mich nicht mehr los.
Zeitraffer „nur mal“ nebenher
Anfangs versuchte ich, bei Fotosessions nebenher ein Zeitraffervideo aufzunehmen. Dazu ließ ich eine spezielle App auf meinem iPhone mitlaufen, während dieses mit einer speziellen Halterung auf einem Stativ befestigt war. Die Ergebnisse waren zwar (im Vergleich zu dem, was ich im Internet gesehen hatte) eher ernüchternd, ließen aber erahnen, was in dem Bereich alles möglich ist.
Leider ist der Kamerasensor im Smartphone nicht sehr groß und damit bekanntermaßen eher lichtschwach. Diese ersten Aufnahmen hatten deshalb noch ein starkes Farbrauschen. Auch der Dynamikumfang der Aufnahmen war stark eingeschränkt, wodurch gerade bei spannenderen Motiven, wie z.B. Sonnenaufgänge, viele Details verlorengingen.
Weitere Qualitätsprobleme, wie Flackern oder Ruckeln, kamen hinzu und ließen sich nur schwer bis gar nicht korrigieren. Aus diesen Gründen wurde mir relativ schnell klar, dass hier eine „richtige“ Kamera zum Einsatz kommen muss.
Schwierige Lichtverhältnisse
Schon für meine Landschaftsfotos bin ich meist früh morgens zum Sonnenaufgang unterwegs. So lag es nahe, den Sonnenaufgang auch als Zeitraffer aufzunehmen. Bei diesen wechselnden und schwierigen Lichtverhältnissen muss man schon zu etwas komplizierteren Aufnahmemethoden greifen. So spielte ich eine spezielle Firmware namens „Magic Lantern“ auf meine damalige Zweitkamera, eine Canon EOS 650D. Diese Firmware bietet einen Aufnahmemodus für Zeitraffer bei Sonnenauf- oder -untergang. In diesem werden die Kameraparameter automatisch angepasst, sobald sich die Lichtverhältnisse über mehrere Bilder hinweg verändern. Ziel war es, auf meinen Fototouren „nebenher“ Zeitrafferaufnahmen zu machen.
Zur Weiterverarbeitung nutzte ich die Software „LRTimelapse“. Sie verrechnet die erstellten Aufnahmen so, dass der Helligkeitsverlauf über alle Bilder hinweg angeglichen wird und das resultierende Zeitraffervideo einen gleichmäßigen Helligkeitsverlauf hat.
Die ersten Versuche gingen selbstverständlich gnadenlos schief, die Einarbeitung in die Software verschlang viele Stunden. Auch in die Aufnahmemethoden musste ich mich immer wieder einlesen. Als zum ersten Mal, nach vielen Stunden, die ich mich mit dem Thema Timelapse beschäftigt hatte, eine meiner Aufnahmen mit einem flüssigen Übergang vom Sternenhimmel bis zum gleißenden Sonnenschein über meinen Bildschirm lief, hatte mich das Thema endgültig gepackt. Zeitrafferaufnahmen wurden plötzlich das Ziel meiner Fototouren, die „einfachen Fotos“ waren nunmehr nur noch „Nebenprodukte“.
Vom Fotografen zum Zeitrafferexperten
Über die Jahre baute ich mein Kamera-Setup immer weiter aus. Die Gedanken an den erhöhten Kameraverschleiß durch die vielen Auslösungen, waren schnell vergessen. Meine heiß geliebte Hauptkamera wurde nun zum Aufnahmegerät.
Mit verschiedenem Zubehör versuchte ich, Kamerafahrten in die Aufnahmen einzubauen und die automatische Belichtungssteuerung zuverlässiger und einfacher zu machen. Auch gelang es mir, durch gezielte Nachbearbeitung immer mehr aus den Aufnahmen herauszuholen.
Mein umfangreiches, bislang erworbenes Wissen, möchte ich hier gerne mit Dir teilen. Diese Artikel-Serie wird Dir helfen, Deinen Einstieg in die Zeitrafferfotografie zu beschleunigen und räumt viele Stolpersteine aus dem Weg.
Erste Schritte: Zeitraffer mit dem Smartphone
Am einfachsten bieten sich Smartphones an, um sich dem Thema Zeitraffer unkompliziert zu nähern. Es gibt spezielle Apps wie beispielsweise „Lapse It“, mit denen man bei guten Bedingungen relativ einfach Zeitraffervideos erstellen kann. Auch die gängigen Kamera-Apps vieler neuerer Smartphones bieten mittlerweile oft einen Zeitraffermodus an.
Der Nachteil dieser „Standard-Apps“ liegt im in aller Regel im stark eingeschränkten Funktionsumfang. Man erhält meist ein fertiges Video ohne größere Anpassungsmöglichkeiten.
Mehr Möglichkeiten mit spezialisierten Apps
Spezialisierte Zeitraffer Apps bieten die Möglichkeit, eine aufgenommene Sequenz in Form von Einzelbilder am Rechner zu importieren. Das ermöglicht umfangreichere Anpassungoptionen, da die Einzelbilder am Computer bearbeitet und anschließend zu einem Video gerendert werden können.
Auf jeden Fall sollte man sich für kleines Geld eine Handyhalterung mit Stativanschluss oder ein Handystativ kaufen. Von Freihandaufnahmen würde ich abraten, da diese bestenfalls sehr unruhig ausfallen.
Smartphones sind nur für Zeitraffer bei guten Lichtbedingungen geeignet
Durch ihre technischen Einschränkungen sind Smartphones zur Aufnahme von Zeitraffern nur für einfache Motive bei gutem und konstantem Licht zu empfehlen. Und dann auch nur, wenn man auf Nachbearbeitung weitestgehend verzichten kann.
Das Beispielvideo zeigt die gleiche Szene einmal mit dem iPhone 5 und der Zeitrafferfunktion der integrierten Kamera-App sowie einmal mit einer Canon EOS 6D mit Weitwinkelobjektiv, einem Slider sowie Nachbearbeitung. Der Unterschied macht deutlich, warum es sich lohnt, eine Systemkamera zu verwenden. Die optische Leistung ist besser, die Einstellungsmöglichkeiten sind umfassender und die Nachbearbeitung von RAW-Dateien holt viel mehr Details aus den Aufnahmen. Zudem kann man an Systemkameras viel mehr Zubehör anschließen als an Smartphones. Obwohl Smartphones auch bei Zeitraffern immer besser werden, bleibt das grundlegende Problem der kleinen Kamerasensoren erhalten.
Die Motivauswahl für Zeitrafferaufnahmen
Bevor wir gleich tief in die Technik einsteigen, befassen wir uns noch mit einer viel wichtigeren Frage. Welche Motive sollte man für Zeitrafferaufnahmen in Betracht ziehen?
Eine zusätzliche Dimension: Die Zeit
Es gibt, wie auch bei der Fotografie, unterschiedlichste Motiv-Kategorien. Ich persönlich beschäftige mich vorwiegend mit Landschaften. Grundsätzlich gelten die gleichen Gestaltungsregeln wie bei der Aufnahme von normalen Fotos, vom Inhalt bis zum Bildaufbau. Nur muss man jetzt auch zusätzlich die zeitliche Dimension beachten.
Bewegung macht den Zeitraffer spannender
In einer Zeitraffersequenz sollte auch Bewegung sein, sonst wirkt sie langweilig. Hierzu eignen sich Wolken, Nebelschleier, Lichtstrahlen oder Himmelskörper.
Allerdings gibt es auch Bewegungen, die der Aufnahme eher schaden, wie z.B. vom Wind bewegte Vegetation. Diese lässt Aufnahmen sehr unruhig wirken und sollte vermieden werden. Auch sich nahe an der Kamera vorbeibewegende Objekte sind zu vermeiden.
Einfach experimentieren!
In einer guten Zeitrafferaufnahme sollte kontinuierlich etwas Spannendes passieren, nicht nur in einem einzigen Moment. Dadurch kann es sein, dass man an einem Morgen oder Abend zwar sehr schöne einzelne Momentaufnahmen schießt, die Zeitraffersequenz als Ganzes jedoch einfach nicht so recht wirken will. Mein Tipp: Experimentieren, experimentieren, experimentieren! So entwickelst Du ein Gefühl dafür, was funktioniert und was nicht.
Die richtige Tageszeit für Timelapse
Die Tageszeit hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie schwierig eine Zeitraffersequenz aufzunehmen ist. Am unkompliziertesten sind Aufnahmen bei guten, konstanten Lichtverhältnissen am Tag. Auch während der Nacht hat man (lichtstarkes Equipment vorausgesetzt) eher wenig Probleme, da man die einzelnen Bilder einfach nur länger belichten muss.
Schwieriger wird es, wenn sich die Lichtverhältnisse während der Aufnahme drastisch verändern, z.B. während des Sonnenaufgangs. Dann müssen die Aufnahmeparameter im laufenden Betrieb angepasst und die komplette Sequenz anschließend nachbearbeitet werden, um Flackern im Bild zu vermeiden. Der Lohn des Aufwands sind jedoch die mitunter spannendsten Zeitrafferaufnahmen.
Lange Zeit galten solche Aufnahmen als „heiliger Gral“ der Zeitrafferfotografie, da sie nahezu unmöglich anzufertigen waren. Heute gibt es hierzu hervorragende Werkzeuge. Im nächsten Teil dieser Serie werde ich auch speziell auf solche Aufnahmen eingehen.
Erste Zeitraffer mit der Systemkamera
Da die Smartphones doch schnell an ihre Grenzen kommen, wollen wir nun schwereres Gerät auffahren, um richtig ansprechende Aufnahmen zu machen: Die Systemkamera. Sie sollte folgende Mindestanforderungen erfüllen:
• Aufnahme im RAW Format
• Manuelle Einstellung von Belichtungszeit, Blende und ISO
• Möglichkeit, einen Fernauslöser anzuschließen
Neben einer passenden Kamera benötigst Du auch einen Fernauslöser. Drahtlose Modelle haben den Vorteil, dass der Aufbau weniger anfällig gegen Wind wird, aber auch kabelgebundene Fernauslöser können genutzt werden, sofern die (Wetter-)Bedingungen es zulassen.
Das ist tatsächlich schon alles! Die größte Herausforderung ist hier eher von mentaler Natur. Denn für Zeitrafferaufnahmen werden viele Fotos gemacht. Tausende. Mit Schrecken denkt der Fotograf hier direkt an das Thema Abnutzung. Ist das nicht schlecht für den Verschluss? Begünstigt es Hotpixel auf dem Sensor? Das sind alles valide Fragen. Allerdings: Die meisten Systemkameras sind für weit über 100.000 Aufnahmen ausgelegt. Ich habe in den letzten 7 Jahren mehrere hunderttausend Aufnahmen gemacht und hatte nie Probleme. Natürlich gibt es Abnutzung. Allerdings sind Kameras auch Werkzeuge und man muss sich von dem ständigen Gedanken an die Abnutzung befreien. Auch ich hatte mich damals nach anfänglichem Zögern und dem Abraten von befreundeten Fotografen dazu entschlossen, meine DSLR für Zeitrafferaufnahmen zu „verheizen“.
Tipp: Moderne Systemkameras verfügen in aller Regel neben einem mechanischen auch über einen elektronischen Verschluss. Wenn du also Sorge um deinen mechanischen Verschluss hast: Einfach den elektronischen verwenden!
Ein weiteres Feature von vielen neueren Kameras ist ein eingebauter Zeitraffermodus. Dieser unterscheidet sich in seiner Qualität und den Möglichkeiten von Kamera zu Kamera, weshalb ich hier keine allgemeinen Empfehlungen geben kann. Will man alle Möglichkeiten der Aufnahme und Nachbearbeitung nutzen, so sollte man von den eingebauten Zeitraffermodi absehen, da diese auch oft Einschränkungen mit sich bringen.
Grundaufbau und Grundeinstellungen
Zuerst suchst Du ein Motiv (ziehende Wolken eignen sich am Anfang immer gut) und baust die Kamera auf. Nun schließt Du den Fernauslöser an die Kamera an. Spätestens jetzt stellt sich eine ganz grundsätzliche Frage: Wie viele Bilder muss ich in welchem Zeitabstand aufnehmen?
Grundsätzlich muss man sich überlegen:
• Wie lange soll mein Zeitraffervideo werden?
• Mit welcher Bildwiederholrate soll es abgespielt werden?
Angenommen, Du möchtest ein Zeitraffervideo erhalten, das mit 30 Bildern pro Sekunde (auch fps – englisch: Frames per second – abgekürzt) abgespielt wird und 10 Sekunden lange dauert. Dann ergibt sich die Anzahl der benötigten Aufnahmen wie folgt: 30 * 10 = 300.
Die Anzahl der benötigten Aufnahmen n ergibt sich also aus der Bildwiederholrate in Bildern pro Sekunde fps und der Abspieldauer in Sekunden t:
Bei vielen Fernauslösern kann man diese Gesamtzahl direkt einstellen.
Mit dem zeitlichen Abstand zwischen zwei Aufnahmen kannst Du nun steuern, welchen Zeitraum die Gesamtaufnahme abdecken soll. Möchtest Du beispielsweise eine Stunde der Realität einfangen, so musst Du die 300 Aufnahmen auf diese Stunde verteilen. Hieraus ergibt sich ein Intervall von 60 * 60 / 300 = 12 Sekunden.
Das Aufnahmeintervall in Sekunden i ergibt sich also aus der Aufnahmedauer in Sekunden t und der Anzahl der Aufnahmen n:
Mit diesen Parametern kannst Du spielen. Wenn Du lieber einen Zeitraum von zwei Stunden abdecken möchtest, so ergibt sich dementsprechend ein Intervall von 24 Sekunden.
Natürlich gibt es hier auch Grenzen. So ergibt sich die maximal mögliche Anzahl der Aufnahmen innerhalb einer bestimmten Zeit durch die Belichtungszeit eines Einzelbildes plus der Zeit, welche die Kamera benötigt, um die Bilddaten zu speichern und wieder aufnahmebereit zu sein. Letzteres hängt vom Kameramodell, der Speicherkarte und dem Fernauslöser ab. Du solltest deshalb unbedingt vor der ersten richtigen Zeitrafferaufnahme einmal ausprobieren, wie groß Du diesen Zeitabstand mindestens wählen musst. Der Zeitabstand sollte so gewählt sein, dass die Kamera dauerhaft, also auch bei längeren Belichtungszeiten, Aufnahmen machen kann, ohne Überlappung mit der nächsten Aufnahme im Intervall. Mindestens muss der Zeitabstand der Aufnahmen – also die maximale Belichtungszeit plus die Zeit zum Verarbeiten und Abspeichern der Aufnahme – umfassen.
Planung ist bei Zeitraffern wichtig
Du musst Dich im Vorfeld nicht zwingend für eine feste Anzahl von Bildern entscheiden, sondern kannst die Kamera einfach „endlos“ aufnehmen lassen, um irgendwann manuell abzubrechen. Wichtig ist jedoch, vor Beginn der Aufnahme eine gewisse Vorstellung davon zu haben, wie viele Fotos Du mindestens für Dein Video brauchen wirst.
Tipps für die besten Timelapse-Ergebnisse
Hast Du nun die optimale Intervallzeit ermittelt, so gibt es noch ein paar generelle Regeln, die Du bei Zeitrafferaufnahmen beachten solltest:
• Nutze ein möglichst stabiles, steifes Stativ
• Schalte auf jeden Fall den Autofokus aus und fokussiere manuell
• Schalte den Bildstabilisator des Objektivs und/oder der Kamera aus
• Stelle Belichtungszeit, Blende und ISO fest, also manuell, ein
• Nutze die Aufnahme im RAW Format
• Für möglichst flüssig wirkende Aufnahmen solltest Du die Belichtungszeit auf die Hälfte der Intervallzeit einstellen (nutze hierzu bei Bedarf, also bei „guten“ Lichtverhältnissen, einen ND-Filter)
• Reduziere den Dynamikumfang der Szene mit ND-Verlaufsfiltern, falls notwendig und möglich
• Nutze, falls vorhanden, ein Objektiv mit manueller Blendeneinstellung, um Flackern zu reduzieren – siehe dazu auch den Experten-Tipp unten
• Vermeide, dass Kamera und Objektiv während den Aufnahmen stark aufgeheizt oder abgekühlt werden, da sich dadurch der Fokus verschieben kann
Wenn alle Einstellungen passen, startest Du die Aufnahme und lässt die Kamera in Ruhe ihre Arbeit machen. So vermeidest Du Verwackler.
Experten-Tipp: Nutze ein Objektiv bei dem Du die Blende manuell, also direkt am Objektiv, einstellen kannst! Bei Objektiven, die eine elektronisch einstellbare Blende besitzen, wird die Blende für jede Aufnahme automatisch geschlossen und danach wieder geöffnet. Dadurch ergeben sich bei jeder Aufnahme minimale Unterschiede in der Belichtung, was aber im Zeitraffervideo zu einem gut wahrnehmbaren Flackern führen kann. Bei Objektiven mit manueller Blende passiert dies nicht.
Einzelaufnahmen zu einem Zeitraffer-Video verrechnen
Nun hast Du eine Speicherkarte vollgepackt mit Einzelfotos. Wie wird jetzt aus diesen vielen Fotos ein beeindruckendes Zeitraffer-Video? Mittels spezialisierter Software!
Eine weitere große Herausforderung stellt die immense anfallenden Datenmenge dar. Du erinnerst Dich: Für zehn Sekunden Zeitraffervideo bei 30 Bildern pro Sekunde benötigst Du 300 Fotos. Wenn Du, wie von mir empfohlen, alle Einzelfotos im RAW Format aufnimmst sind Dateigrößen von um die 35 MB pro Foto nicht selten (abhängig von Auflösung, Kompression, …). Bei 10 Sekunden Zeitraffervideo, also 300 Fotos á 35 MB, bist Du schnell bei 10 GB reinem Rohmaterial! Du solltest also entsprechend große und möglichst schnelle Speichermedien verwenden und Dir eine Strategie überlegen, wie und wo Du die Rohdaten lagerst.
Ein Zeitraffer-Video aus einer Serie von Fotos mit gleichen Einstellungen erstellen
Hast du eine Reihe an Fotos mit gleichbleibenden Einstellungen im RAW-Format aufgenommen, so gibt es einen sehr einfachen Workflow zu einem guten Ergebnis.
Was du dazu brauchst:
• Adobe Lightroom (oder einen beliebigen anderen RAW-Konverter, der das Anwenden von Einstellungen auf eine Fotoserie beherrscht, das Beispiel beschreibt den Ablauf in Lightroom)
• LRTimelapse (eine zeitlich uneingeschränkte Testversion kann direkt beim Entwickler heruntergeladen werden: https://lrtimelapse.com/download/)
Importiere nun die Fotoserie in Lightroom, am besten alle in das gleiche Verzeichnis, aber so, dass sich keine anderen Fotos im gleichen Verzeichnis befinden. Bis zu 400 Bilder am Stück kannst du mit der freien Version von LRTimelapse in maximal 1080p verrechnen.
Einfacher Workflow:
• Bearbeite eines der Fotos in Lightroom so, dass es dir gefällt
• Schneide das Foto am besten gleich in das Format 16:9
• Wechsle in Lightroom mit der Taste „G“ zurück in die Übersicht
• Klicke rechts auf das bearbeitete Foto -> Entwicklungseinstellungen -> Einstellungen kopieren…
• Wähle im nun erscheinenden Dialog alle Optionen an und drücke auf „Kopieren“
• Markiere nun alle Fotos aus der Zeitraffersequenz, klicke rechts auf eines davon und wähle „Entwicklungseinstellungen -> Einstellungen einfügen“
• Exportiere nun alle Fotos als JPEG in ein neues Verzeichnis (die Bildgröße kannst du beim Export auf „Lange Kante“ 1920 Pixel einstellen)
• Öffne LRTimelapse und wähle links das Verzeichnis mit den exportierten Fotos aus
• Warte, bis die Sequenz automatisch analysiert wurde, die blaue Kurve im Bild sollte keine ruckartigen Sprünge nach oben oder unten machen (falls doch, wurden während der Aufnahme die Parameter zur Belichtung verändert, dieser Fall erfordert einen anderen Workflow, auf den ich ein anderes mal eingehen werde)
• Wähle oben den Reiter „Direkt Rendern“ aus und drücke dort auf den Button „Direkt Rendern“.
• Im auftauchenden Einstellungsfenster kannst du die Bildwiederholrate anpassen, z.B. auf 30 Bilder pro Sekunde
• Drücke auf den Button „Video rendern“ – fertig!
Nach dem Rendern kannst du das Video öffnen und hast den ersten Meilenstein in der Zeitrafferfotografie erreicht!
LRTimelapse haben wir nun ausschließlich zum Exportieren der Videodatei verwendet, doch die Software unterstützt auch weitaus komplexere Workflows. Das Post-Processing, also der Weg von den Einzelaufnahmen hin zu einem spektakulären Zeitraffer-Video, ist ein so großes und vielfältiges Thema, dass ich hierauf in einem weiteren Artikel noch näher eingehen werde.
Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Artikel einen ersten Einblick in die Welt der Zeitrafferfotografie geben, Dir Mut machen, es einmal zu probieren und Dir die größten Steine aus dem Weg räumen. Sollte Dich das Thema jetzt gepackt haben: In Kürze wirst Du hier im Heimatlichter Magazin noch weitere Artikel zum Thema Zeitraffer finden!
Hast Du Dich schon mal an einem Zeitraffervideo probiert? Wie waren Deine Erfahrungen? Schreib Deine Fragen und Anregungen gern in die Kommentare, ich freu mich darauf!