Drucke – unendliche Weiten… Du willst perfekt gedruckte Wandbilder oder Prints, hast aber keinen Überblick über die verschiedenen Verfahren? Hier helfen wir dir weiter! Heute: Der Pigmentdruck.
Ansel Adams
Ansel Adams, einer der bedeutendsten amerikanischen Fotografen, muss seine Fotos wohl immer selbst entwickelt haben, sonst hätte er nicht die dritte wichtige Person vergessen: Den Fotolaboranten.
Im Jahr 2021 ist das chemische Entwickeln von großformatigen Bildern nur noch ein romantischer Blick zurück in die Vergangenheit der Fotografie. Längst hat die Drucktechnik aufgeholt und mit höherer Bildqualität, größeren Formaten und einfacherer Anwendung die klassische Laborentwicklung sogar überholt.
Doch wie kommen die Fotos aus der Kamera nun perfekt an die Wand? In unserer Serie Der Weg zum perfekten Druck verraten wir dir, welche Techniken bei der Herstellung von hochwertiger Fotokunst verwendet werden, welches Druckmaterial oder Fotopapier das Richtige für dein Motiv ist und wie du dein digitales Foto beim Druck auch so bekommst, wie du es dir vorstellst.
So viel Druck, da blickt ja niemand mehr durch…
UV-Direktdruck oder Pigmentdruck? Pigment- oder Dye-Tinte? Auf Fotopapier oder auf Aludibond? Lösungsmitteldruck? Sublimationsdruck? Offsetdruck? Digitaldruck? 3D-Druck? HILFE!!!
Seit der Erfindung des Buchdrucks in der Mitte des 15. Jahrhunderts durch Johannes Gutenberg hat sich die Drucktechnik natürlich enorm weiterentwickelt. So weit, so wenig überraschend. Heute gibt es eine ausufernde Anzahl von Druckverfahren. Allen gemein ist der Grundsatz, dass durch das Verfahren ein bestimmtes Motiv maschinell vervielfältigt werden kann. Das war’s dann aber auch fast schon mit den Gemeinsamkeiten.
In unserem modernen Alltag sind wir fast permanent in Kontakt mit gedruckten und bedruckten Gegenständen. Im Büro steht der Laserdrucker neben uns auf dem Schreibtisch, vor uns liegen bedruckte Papiere. Zuhause haben wir einen Thermosublimationsdrucker, um mal schnell ein Kinderfoto auszudrucken – Kinderfotos, von denen schon zig am Kühlschrank kleben. Die Weihnachtskarten für die Firma lassen wir bei der Druckerei um die Ecke im Digitaldruckverfahren drucken. Der Flyer fürs (hoffentlich) bald wieder stattfindende Konzert wird in großer Auflage im Offsetdruck hergestellt. Aber welche Technik ist nun die Beste, um Fotos zu drucken oder drucken zu lassen?
Wir bzw. unser Druckpartner setzt 3 unterschiedliche Verfahren ein. Den Pigmentdruck, den UV-Direktdruck und den Solventdruck. Jedes Verfahren hat dabei seine spezifischen Vor- und auch Nachteile. Welche das genau sind, verrate ich dir hier.
Im heutigen, ersten Teil unserer Serie, stelle ich dir den Pigmentdruck vor.
Pigmentdruck – perfekte Bilder auf Fotopapier und Leinwand
So funktioniert’s
Der Druckvorgang beim Pigmentdruck funktioniert grundsätzlich nach dem gleichen Prinzip wie der Tintenstrahldruck zu Hause oder im Büro. In einem Gefäß befindet sich Tinte, die über einen Druckkopf punktgenau auf das Trägermaterial aufgebracht wird. Am Ende entsteht aus Millionen genau angeordneten Punkten das gewünschte Bild auf dem Fotopapier. Die allermeisten Tintenstrahldrucker greifen dabei auf das CMYK-Farbmodell zurück. Ihnen stehen also 4 Farben zur Verfügung: Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz. Mit diesen 4 Grundfarben kann der Drucker jedoch lediglich einen stark verkleinerten Farbraum abbilden. Ein damit gedrucktes Bild wird also farblich nie so aussehen wie das Foto am Bildschirm und schon gar nicht wie die Realität.
Vor- und Nachteile des Pigmentdrucks
Unsere Pigment-Fotodrucker unterscheiden sich deshalb bei genauerem Hinsehen doch stark von den klassischen Tintenstrahldruckern. 3 Unterschiede sind dabei besonders hervorzuheben:
• 9-farbiger Druck: Um Fotos realitätsgetreu wiederzugeben, nutzen unsere Pigmentdrucker 9 unterschiedliche Farben und kommen so einer realistischen Farbdarstellung sehr nah.
• Höhere Druckauflösung: Spezialisierte Fotodrucker können durch ihre aufwendige Druckkopftechnik wesentlich kleinere Farbpunkte drucken. Die Punkte sind so klein, dass sie das menschliche Auge nicht mehr sehen kann.
• Hochwertige Pigmenttinte anstelle günstiger Dye-Tinte: In der Tinte sind schwebende Farbpigmente enthalten, die ein brillantes und langlebiges Druckbild ermöglichen. Im Gegensatz zu Dye-Tinte ist auf Pigmenten basierende Tinte besonders UV-stabil und blasst deshalb wesentlich langsamer aus.
Der 9-Farben-Pigmentdruck ist damit die Technik, mit der wir die beste Bildqualität erreichen können.
Klingt super, hat aber leider auch Nachteile. Hauptnachteil ist, dass mit dieser Drucktechnik nur speziell geeignete Trägermaterialien wie Fotopapiere und Leinwände bedruckt werden können. Des weiteren sind die Drucke feuchtigkeitsempfindlich, können also nicht einfach im Freien genutzt oder feucht abgewischt werden.
Druckmaterialien
Wie schon beschrieben, können nur geeignete Trägermaterialien bedruckt werden. Geeignet sind dabei vor allem Foto- und Fine-Art-Papiere sowie Leinwände. Noch mehr als die Druckmethode selbst entscheidet das Trägermaterial darüber, wie das fertige Bild aussehen wird. Es gibt tausende unterschiedliche Fotopapiere von zig verschiedenen Herstellern und nicht jedes Papier passt zu jedem Motiv. Das Thema ist so groß und umfassend, dass ich in einem späteren Artikel detaillierter darauf eingehen werde. Eine kleine Übersicht möchte ich dir aber heute schon geben.
Neben klassischen Fotopapieren sind im Fachhandel auch sogenannte Fine-Art-Papiere verfügbar. Diese Papiere haben im Gegensatz zu Fotopapieren keine Sperrschicht, die das Eindringen von Tinte in das Papier verhindert. Dadurch sind Fine-Art-Papiere auf der einen Seite zwar wesentlich empfindlicher und müssen wortwörtlich mit Samthandschuhen angefasst werden, auf der anderen Seite altern diese hochwertigen Papiere jedoch wesentlich langsamer und sind dadurch langlebiger. Auch sind, durch den Verzicht auf die Polyethylen-Beschichtung, sehr viel variantenreichere Oberflächenstrukturen möglich, was dem Druck eine sichtbare Wertigkeit verleiht. Auch aus einer Nachhaltigkeits-Perspektive kann der Verzicht auf Plastik hier nur positiv sein.
Neben der grundsätzlichen Einteilung gibt es weitere Eigenschaften, in denen sich die Papiere unterscheiden.
Oberfläche – sehr grob eingeteilt kann man von matten, seidenmatten, glänzenden und strukturierten Papieren sprechen
Grammatur – das Gewicht pro Fläche
Weißheitsgrad – das Papier selbst hat einen Grundfarbton
Auswahl des richtigen Materials
Damit die Auswahl für unsere Kund:innen nicht zu kompliziert wird, bieten wir auf www.heimatfotos.de standardmäßig nur eine kleine Auswahl an Trägermaterialien an – für jedes Motiv ist ein passendes Papier dabei:
• CANVAS MILANO · Hochwertige Künstlerleinwand, matt
• TECCO FOTOPAPIER · Allround-Fotopapier, seidenmatt, weiß, 250 g/m²
• HAHNEMÜHLE FINEART BARYTA · Fine-Art-Papier, ein vielseitig einsetzbarer Klassiker, hochglänzend, hellweiß, 325 g/m²
• HAHNEMÜHLE PHOTO RAG® · Fine-Art-Papier, auch dieses ist ein vielseitig einsetzbarer Klassiker, nur halt matt und mit sanfter Filzstruktur, weiß, 500 g/m²
• HAHNEMÜHLE GERMAN ETCHING · Fine-Art-Papier, echtes Büttenpapier, matt mit feiner, deutlich ausgeprägter Filzstruktur, 310 g/m²
Die Papiere sind in unterschiedlichen Formaten erhältlich. Wir verwenden in aller Regel Rollen in einer Größe von 1,5 x 12 Meter. Das ist somit auch das maximal mögliche Format, das am Stück gedruckt werden kann.
Mir persönlich haben es die unterschiedlichen Fine-Art-Papiere angetan. Besonders die Papiere von Hahnemühle mit ihren wertigen Oberflächen verleihen den gedruckten Bildern Eleganz und unterstreichen die Schönheit des Motivs. Ganz nebenbei zählen sie auch noch zu den umweltverträglichsten Papieren.
Weiterverarbeitung + Veredelung
Das Bild ist nun in bester Qualität, mit hochwertiger Pigmenttinte auf feinstes Fine-Art-Papier gedruckt. Und nun? Aufhängen wie in früher Jugend das Bravo-Poster? Der Gedanke an Klebestreifen, die einen Fine-Art-Druck an der Wand halten, lässt mich frösteln! Natürlich ist das keine Lösung!
Besser: Den Druck fachkundig auf eine Alu-Dibond-Platte, eine Verbundplatte aus Kunststoff und Aluminium, kaschieren (lassen). Die Platte stabilisiert den Druck und bietet auf der Rückseite die Möglichkeit, Aufhänger anzubringen. So lässt sich der Druck sicher und einfach aufhängen und gleichzeitig „in natura“ bestaunen. Für mich die beste Lösung!
Das Bild kann auch gerahmt oder mittels spezieller Klebetechnik hinter ein (Acryl-)Glas kaschiert werden. Ich finde jedoch, dass gerade hochwertige Papiere nichts hinter Glas zu suchen haben. Die volle Schönheit des Papiers kommt nur „pur“ und ohne störende Zwischenschicht zur vollen Geltung.
Ein Schattenfugenrahmen ist hingegen fast immer schön anzusehen und lohnt den Aufpreis.
Wenn der Druck doch unempfindlicher sein soll, empfehle ich die Nutzung eines guten Fotopapiers und das Aufbringen einer Schutzfolie. Das macht überall da Sinn, wo ein Bild auch mal abgewischt werden muss, z.B. in einer Arztpraxis, im Büro oder im Haushalt mit Kindern. Wir verwenden bei solchen Drucken z.B. das Tecco Fotopapier seidenmatt und versiegeln den kompletten Druck, inklusive der Kanten, mit einer Polymerschutzfolie. So geschützt kann dem Bild auch ein nasser Putzlappen oder eine feuchte Umgebung nichts anhaben.
Damit der Print auch gut an der Wand aufzuhängen ist, sollten auf der Rückseite sogenannte Spiegelaufhänger angebracht sein. Für größere Drucke, ab ca. 120 cm lange Kante, ist ein aufgeklebter Alurahmen noch besser geeignet.
Wie ökologisch ist so ein Druck?
Uns Heimatlichtern liegt die Natur sehr am Herzen. Schon deshalb müssen wir auch einen kritischen Blick auf den ökologischen Fußabdruck solch eines Großformatdrucks werfen. Grundsätzlich hängt dieser von zwei Hauptfaktoren ab: Zum einen davon, wie und wo der Druck produziert wurde. Und zum anderen von seiner Lebenszeit. Wie so oft beim Thema Nachhaltigkeit, ist es sehr schwer, den Überblick zu behalten. Fast alle Anbieter sind in diesem Bereich auch vollkommen intransparent und stellen keinerlei belastbare Informationen zur Verfügung.
Um Transportwege zu verkürzen und Langlebigkeit zu garantieren, nutzt unser Druckpartner z.B. hochwertige, heißverleimte Alu-Dibondplatten aus Deutschland. Viele andere Hersteller nutzen das günstige, kaltverleimte Konkurrenzprodukt aus China. Diese weitgereisten und kaltverleimten Platten haben meist nur eine sehr geringe Lebensdauer und so landet das schöne, teure Bild schon bald im Müll – schlecht für den Geldbeutel und die Umwelt! Schade! Aber leider nur ein Punkt von vielen auf der Rechnung.
Auch wir haben hier (noch) einen dunklen Fleck. Wir wissen aktuell schlicht nicht genau, wie (un-)ökologisch so ein Druck ist. Vom ökologischen Fußabdruck der Fotograf:innen ganz zu schweigen. Genau deshalb beschäftigen wir uns gerade intensiv mit dem Thema und hoffen, dir bald verlässliche Zahlen und Fakten dazu nennen zu können.
Fazit
Wenn du auf der Suche nach der besten Fotoqualität bist, kommst du an einem Druck im Pigmentdruckverfahren nicht vorbei. In Kombination mit einem zum Motiv passenden Fine-Art-Papier und kaschiert auf Alu-Dibond entsteht ein echtes Kunstwerk – nur mit Schattenfugenrahmen sieht es noch besser aus. Aber Vorsicht! Unbedingt mit Samthandschuhen anfassen! Bei unseren Fine-Art-Prints liefern wir deshalb auch immer ein Paar Baumwollhandschuhe mit.
Vorsicht ist nicht so dein Thema? Dann solltest du besser einen Druck mit Schutzfolie wählen oder das Bild im UV-Direktdruckverfahren herstellen lassen. Was das UV-Direktdruckverfahren ist und wie du als Fotograf:in dafür sorgst, dass dein Bild auch perfekt gedruckt wird, erfährst du in einem der nächsten Artikel in unserer Serie Der Weg zum perfekten Druck.
Ein großes Dankeschön gebührt unserem Druckpartner, Peter Trenkle mit seinem Team vom Fotofachlabor Trenkle in Freiburg i.Br., für die tiefen Einblicke in die Welt des Fotodrucks. Wenn du im Schwarzwald auf der Suche nach einem regionalen Hersteller für deine hochwertigen Bilder bist: Das Fotofachlabor Trenkle ist dein Ansprechpartner!
Hast du schon mal ein Foto drucken lassen? Wie zufrieden warst du mit dem Ergebnis? Welche Probleme sind vielleicht bei dir aufgetreten? Schreib uns deine Fragen und Erfahrungen gerne in die Kommentare!
6 Kommentare
Frank Müller
Hallo Benjamin
Vielen Dank für diesen informativen Blockbeitrag ! Ich freue mich schon auf mehr! Weiter so!
LG Frank
Benjamin Kuderer
Hallo Frank,
herzlichen Dank für deinen Kommentar und viel Spaß beim Lesen!
Gruß
Benny
Jörg Bongartz
Toller und umfassender Beitrag! Wie immer ist das schwächste Glied einer Kette der kritische Punkt. Der Farbraum muss passen, die Kalibrierung von Monitor und Drucker/Papierkombination, die Bearbeitung am Rechner und dann auch noch das Farbsehen des Betrachters… Das kann man übrigens selbst am Monitor überprüfen, bei Xrite gab es eine entsprechende Seite.
Ebenfalls spannend: Die Beleuchtung des Bildes oder die Raumhelligkeit… aber es ist wirklich umwerfen, ein individuelles Bild an seiner Wand zu haben! Herzliche Grüße!
Benjamin Kuderer
Vielen Dank Jörg für deinen fachkundigen Kommentar. Du hast absolut Recht, das Thema „Perfekter Druck“ ist groß. Deshalb haben wir uns auch dazu entschieden darauß eine Serie zu machen und in weiteren Folgen auf darauf genauer einzugehen.
Viele Grüße und auf bald
Benny
Hans-Peter Seiter
Klasse Beitrag. Meine Erfahrungen bisher waren tatsächlich durchwachsen. Mal wie erwartet, mal sehr suboptimal. Ich wusste leider nie warum und hoffe am Ende Deiner Serie auf „Erleuchtung“.
Ich freu mich schon auf den nächsten Teil der Serie.
Viele Grüße
Hans-Peter
Benjamin Kuderer
Herzlichen Dank Hans-Peter! Das ist genau das Ziel unserer Serie. Wir wollen einen Einblick geben was den Unterschied macht und wie man am Ende trotzdem zu einem guten Ergebnis kommt. Im übrigen kann ich an der Stelle nur Werbung für unseren Druckpartner, das Fotolabor Trenkle in Freiburg im Breisgau, machen. Der persönliche Kontakt zu Fachleuten ist dem perfekt gestalteten Onlineshop von so mancher Onlinedruckerei immernoch überlegen. Wenn auch evtl. nicht so komfortabel 😀
Viele Grüße
Benny