Im Gespräch mit – Corvin Ölschläger

„An Orten, an denen man glaubt, bereits alles zu kennen, auch nach dem 20. Mal immer wieder neue Details zu entdecken, ist für mich einfach faszinierend.” (Corvin Ölschläger)

Corvin Ölschläger ist Landschaftsfotograf aus dem Nordschwarzwald. Seit rund 10 Jahren bereist er regelmäßig mit Stativ und Fotoapparat einige der schönsten Orte Europas: von den schottischen Highlands, den monumentalen Landschaften Nordnorwegens und Islands über die schroffen und zugleich anmutigen Dolomiten bis hin zu den mystischen und verwunschenen Wäldern und Tälern seiner Heimat – dem Nordschwarzwald.

Heimatlichter: Corvin, was hat Dich zur Fotografie gebracht und wie hast Du Dir das Know-how angeeignet?

Corvin Ölschläger: Für eine Skandinavien-Reise im Jahr 2013 habe ich mir meine erste Spiegelreflexkamera, eine Pentax K-30, gekauft. Damals wusste ich allerdings nicht wirklich, wie eine Spiegelreflexkamera zu bedienen ist, und habe die kommenden Jahre einfach darauf los fotografiert.

Mich wirklich mit der Fotografie auseinanderzusetzen, habe ich 2016 begonnen. Mehr oder weniger durch Zufall habe ich im Internet einen Foto- und Videografen entdeckt, der mich inspiriert hat, die inzwischen verstaubte Kamera aus dem Schrank zu holen. Danach folgten nach der Methode „trial and error“ unzählige Versuche, mich dem Thema Verschlusszeit, ISO-Wert und Blende anzunähern – irgendwann hat es dann aber „klick“ gemacht.

Alles, was dann jedoch danach kam, ist meiner Meinung nach wichtiger – und das, was Fotografie, zumindest in meinem Fall, ausmacht: Die Auseinandersetzung mit dem Ort und ein Verständnis für das Licht zu entwickeln, um darauf aufbauend sinnvolle und stimmige Kompositionen erstellen zu können. Und vielleicht das Wichtigste – Geduld zu haben und immer wieder zurückzukehren.

Viele Deiner Bilder wirken sehr mystisch. Wie findest du deine Motive?

Mystisch trifft es sicherlich ganz gut – natürlich bietet der Schwarzwald, und im Besonderen der nördliche Part mit seinen tiefen Tälern, steilen Hängen und unzähligen Bachläufen hierfür optimale Voraussetzungen. Wie eingangs schon erwähnt bin ich davon überzeugt, dass es wichtig ist, den Ort zu kennen. Damit meine ich, dass es sinnvoll sein kann, wieder und wieder an den gleichen Ort zurückzukehren. Dadurch entsteht ein Verständnis für die Vegetation zu den unterschiedlichen Jahreszeiten, das Wetter und letztlich auch das Licht – die Grundvoraussetzung dafür, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Das ist übrigens einer der Gründe, wieso Alex Kijak und ich seit diesem Jahr Workshops anbieten, um auch anderen die Faszination für das Fotografieren im Nordschwarzwald näherzubringen.

Wenn du ein Motiv gefunden hast, wie gehst du dann beim Bildaufbau vor Ort vor und was ist dir dabei wichtig?

Wenn ich glaube, ein Motiv gefunden zu haben, stelle ich mir gerne die Frage, was die Szene für mich in diesem Moment interessant macht. Was wie eine lapidare Frage scheint, ist manchmal schwerer zu beantworten als man denkt. Oftmals wirkt eine Szene in der Dreidimensionalität, also mit dem menschlichen Auge, interessant – doch längst nicht alles, was für uns als Betrachter ästhetisch oder anschaulich wirkt, lässt sich zweidimensional, also als Fotografie, abbilden. Was mir hierbei hilft, ist es oftmals, eine Pause einzulegen und die Umgebung auf mich wirken zu lassen. Es ist wichtig, nicht zu verkopft an die Sache heranzugehen, das habe ich mit der Zeit gelernt.

In der Regel versuche ich, das Hauptmotiv, z.B. einen Bachlauf oder einen Wasserfall, ins Zentrum des Bildaufbaus zu stellen. Im Optimalfall lässt sich das Hauptmotiv dann noch durch einen Baum, einen Felsen oder die umgebende Vegetation einrahmen. Oftmals beginnt dann der Prozess, dass ich versuche, unwichtige Elemente aus dem Bild auszuklammern und die Komposition dahingehend zu optimieren. Konkret könnte das beispielsweise bei einer Szene im Wald bedeuten, dass ich den Himmel nicht im Bild zeige.

Du bist viel in den Bergen unterwegs, aber auch der hohe Norden scheint es Dir angetan zu haben. Hast Du besondere Präferenzen bei Deinen Reisedestinationen? Und wie findest Du dort die schönsten Fotospots?

Ja, ich bin tatsächlich sehr gerne im Norden unterwegs. Die Landschaften dort machen es einem doch etwas einfacher, tolle Bilder zu produzieren. Im Vorfeld schaue ich mich gerne ein wenig im Internet um, was einen vor Ort erwartet. Grundsätzlich versuche ich aber möglichst authentische Fotografien, bestenfalls abseits der bekannten ‚Fotospots‘, zu erstellen. Meine Formel hierfür lautet: einfach losgehen und nehmen, wie es kommt. Da ich selten reine Fotografie-Trips mache, gilt es immer einen Kompromiss zu finden, wieviel Zeit für das eigene Hobby aufgewendet werden kann.

Wieviel Aufwand steckst Du in die Entwicklung und Nachbearbeitung Deiner Bilder? Welche Programme nutzt Du dafür?

Für die einfache Bildbearbeitung nutze ich hauptsächlich Adobe Lightroom. Bei komplexeren Bearbeitungen wie Focus Stacking greife ich auf Adobe Photoshop zurück. Für mich ist die Bearbeitung der Bilder ein Teil des Prozesses und in jedem Fall etwas, was die Fotografie für mich interessant macht, denn die Schaffung eines Bildes endet nicht mit dem Drücken des Auslösers vor Ort. Darin liegt für mich ein besonderer Reiz – denn das finale Produkt sieht man erst, wenn man wieder zu Hause ist. Das ist sicherlich auch ein Grund dafür, weshalb beispielsweise die analoge Fotografie nie ganz verschwunden ist. Hier ist die Motivation vermutlich ähnlich – ohne dass ich etwas von analoger Fotografie verstehen würde oder mich damit auseinandersetze.

Thema Technik – mit welchem Equipment bist Du unterwegs?

Früher habe ich mir hierzu viele Gedanken gemacht – ich denke aber, diese Phase durchläuft jeder Fotograf mehr oder weniger intensiv. Inzwischen bin ich hier sehr entspannt bzw. lege ehrlich gesagt keinen großen Wert darauf – denn meine Ansprüche sind hier recht bescheiden, was natürlich auch mit meiner eher ‚langsamen Art‘ der Fotografie zusammenhängt.

Um die Frage zu beantworten: Ich fotografiere mit einer gebraucht gekauften Sony A7RII und besitze inzwischen nur noch zwei Objektive, ein 16-35 Weitwinkel-Objektiv und ein 70-200 Zoom-Objektiv, sowie einen für beide Objektive passenden Polarisationsfilter. Da ich immer mit Stativ und Rucksack unterwegs bin, habe ich hier vor ein paar Jahren noch mal investiert in ein Carbon-Stativ inklusive Kugelkopf von Novoflex und in einen Rucksack von Shimoda.

Hast Du ein Lieblingsbild? Wenn ja, welches und warum?

Das ist eine sehr gute Frage, welche ich wirklich nur schwer beantworten kann. Wenn ich mich heute festlegen müsste, würde ich sagen „Rifugio Auronzo, Nebel über den Alpen“, denn das Bild entstand komplett ungeplant frühmorgens in den Sextner Dolomiten während eines Urlaubes mit meiner Frau. Hierbei gefallen mir die Szenerie, die Farben, die Stimmung, der Nebel und das Licht auch nach mehreren Jahren immer noch sehr gut – und das Bild hängt bereits in einigen Wohnzimmern, was mich natürlich besonders stolz macht.

Corvin, herzlichen Dank für das spannende Gespräch!

Ich danke Euch!

Mehr über Corvin Ölschläger:

Corvins Fotos auf Heimatfotos.de

Website: www.samucorvin.com

Instagram: www.instagram.com/samucorvin/

Foto-Workshops mit Corvin und Alex Kijak

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