Im Gespräch mit – Joachim Baldauf

„Fotografie ist eine Form von Sehnsucht.” (Joachim Baldauf)
Grafiker und Fotograf Joachim Baldauf war schon für viele deutsche und internationale Modemagazine tätig. Am liebsten arbeitet er aber interdisziplinär, wie im Kunstkollektiv Sparts und der Kreativagentur Printkultur. Als Dozent lehrt er aktuell an der Hochschule für Künste Bremen und der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Was er seinen Studierenden mitgibt und was er am Fotogipfel Oberstdorf so schätzt, erzählt er uns hier.
Heimatlichter: Joachim, die meisten kennen Dich als renommierten Fashion Fotograf – gelernt hast Du ursprünglich aber etwas ganz anderes. Wie war Dein Weg zur Fotografie? In welchen Bereichen bist Du heute beruflich unterwegs?

Joachim Baldauf: Die Antwort auf Deine Frage könnte Seiten füllen. Kurz gefasst: Vom Weber zum Patroneur, Textildesigner, Grafiker, Art Director, Creative Director, Fotograf, Verleger, Dozent. Ich habe mich immer schon für mehr als nur Fotografie interessiert, was mich dann wohl als Fotograf erfolgreich gemacht hat. Vielleicht, weil ich viele Einflüsse in meinen Fotos verarbeiten konnte und durch mein Modestudium und die Arbeit in Werbeagenturen auch „die andere Seite“ kenne.

Was macht für Dich die Fotografie und insbesondere die Fashion Fotografie so faszinierend?  

Meine Fotografie ist meist das Abbild einer Parallelwelt – einer Welt, die idealisiert, überhöht. Da Mode und Beauty ähnlich funktionieren, passt das wunderbar. Ich liebe das Arbeiten im Team mit kreativen Menschen und den Austausch mit ihnen. Ein Tag im Studio ist für mich wie das Arbeiten in einer Realität fernab vom Alltag.

Du bist u.a. an der Hochschule der Künste in Bremen als Dozent tätig. Was gibst Du Deinen Studierenden mit zum Thema Fotografie? Würdest Du den Beruf heute noch mal wählen?

Ich versuche, den Studierenden die Angst zu nehmen, damit sie möglichst frei fotografieren können. Angst vor der Technik oder die Angst, nicht gut genug zu sein, behindert Kreativität.

Und ich würde wieder möglichst viel ausprobieren und lernen. Das mache ich immer noch. In den letzten Jahren setze ich mich verstärkt auch mit KI auseinander und nutze verschiedene KI-Apps, um meine Ideen umzusetzen.

Welche Themen beschäftigen heute die Studierenden im Bereich Fotografie am meisten? Welche Entwicklungen nimmst Du darüber hinaus wahr?

Es zeichnet sich verstärkt ein Trend zurück zur analogen Fotografie ab und zum einzelnen Foto. Weg von Massenproduktion und Snapshots hin zur ganz persönlichen, entschleunigten künstlerischen Arbeit.

Wir Heimatlichter haben Dich im Rahmen des Fotogipfel Oberstdorf kennengelernt, wo Du regelmäßig mit Ausstellungen präsent bist und für den Du auch schon Schirmherr warst. Welchen Bezug hast Du zum Fotogipfel und zu der Region?

Ich bin im Allgäu aufgewachsen und wohne seit drei Jahren wieder hier. Auch während meiner Zeit in London, Hamburg oder Berlin habe ich immer zwei Monate pro Jahr in den Bergen verbracht, um wieder Energie zu tanken.

Den Fotogipfel finde ich spannend, da er vielen Menschen, die ansonsten vielleicht weniger mit Fotokunst zu tun haben, neue Perspektiven eröffnet. Auch den Diskurs mit anderen Fotograf:innen finde ich spannend. Er kann in Oberstdorf in einem entspannten Umfeld stattfinden.

Dieses Jahr hast Du in Oberstdorf „SPARTS“ präsentiert, ein Kollektiv für interdisziplinäre Kunst. Magst Du uns kurz etwas dazu erzählen?

Fotografie allein war mir immer zu wenig und deshalb habe ich immer schon interdisziplinär gearbeitet. Für mich war es aber eher schwierig, gleichzeitig in verschiedenen Bereichen sichtbar zu sein, da es kaum Akzeptanz für den „Tanz auf verschiedenen Hochzeiten“ gab. Aber die Zeiten haben sich diesbezüglich geändert und interdisziplinäres Arbeiten hat seine Akzeptanz und seinen Platz gefunden. 2023 gründete ich zusammen mit Agnes Feckl SPARTS – THE INTERDISCIPLINARY ARTS COLLECTIVE. SPARTS gibt jungen Kreativen die Möglichkeit, in verschiedensten künstlerischen Bereichen und gemeinsam im Team zu gestalten.

Wie in jedem Gespräch mit einer Fotografin oder einem Fotografen würde uns auch bei Dir interessieren: Hast Du immer eine Kamera dabei? Welches ist Dein liebstes Equipment?

Ich habe einen neugierigen Blick auf die Welt – eine Kamera oder ein Smartphone benötige ich dafür nicht. Fotografie ist für mich die Umsetzung eines Konzepts, einer Idee. Meine Arbeiten sind geplant und durchdacht, nie Schnappschüsse. Ich möchte eher kreieren als abbilden. Darum habe ich keine Kamera dabei, wenn ich unterwegs bin.

Am liebsten arbeite ich mit dem Leica S-System. Das ist für mich ein 100prozentiges Match.

Herzlichen Dank für das interessante Gespräch, Joachim!

Ich danke Euch! 

Mehr über Joachim Baldauf:

Website:
www.joachimbaldauf.de 
www.sparts.me
www.fotogipfel-oberstdorf.de
www.printkultur.de

Instagram: www.instagram.com/joachimbaldauf 

Fotos: Joachim Baldauf; Portraitfoto von Marina Geckeler

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