Melanie Hubach schätzt die Vielfalt der Fotografie und ist daher gerne als „Allrounderin“ unterwegs. Ob Landschaft, Vinotheken, Portraits oder Produktaufnahmen – die Fotografenmeisterin ist seit vielen Jahren eine feste Größe in der Pfalz. Im Interview erzählt sie, wie sie dem Vorurteil: „Du tust ja nur das Knöpfchen drücken“ begegnet und was sie zukünftig noch reizen würde.
Heimatlichter: Wie lange bist du schon als professionelle Fotografin zugange und welche Ausbildung hast du dafür absolviert?
Melanie Hubach: Ich habe gerade letztens überlegt, dass ich schon seit über 18 Jahren Fotografin bin!
In der Schulzeit habe ich diverse Praktika gemacht und mir hauptsächlich kreative Berufe angeschaut. In die sehr enge Auswahl kam auch Goldschmiedin. Ich habe mich dann aber für eine Ausbildung zur Bankkauffrau entschieden, weil ich mir dachte, dass dieser Beruf sicherer ist und man auch besser verdient. Dort habe ich dann noch zweieinhalb Jahre gearbeitet und währenddessen meinen Bankfachwirt gemacht. In dieser Zeit habe ich dann aber gemerkt: Es ist zwar ein schöner Beruf, aber das, was die Praxis draus macht, das gefiel mir nicht. Zum einen, weil ich kein Verkäufer bin, und weil ich auch Menschen nichts überstülpen will, was sie nicht brauchen oder nicht wollen.
Parallel zu meiner Lehrzeit in der Bank hat meine Schwester damals ein Praktikum beim Fotografen gemacht hat. Das hat mich selbst auch interessiert und so war ich dann immer samstags im Fotostudio, um für mich etwas dazuzulernen. Es folgte auch noch ein Fotokurs über die Volkshochschule hier in Freinsheim mit Andrea Schranck. Und ich fand das Entwickeln von Schwarz/Weiß-Fotos und das Fotografieren an unterschiedlichen Locations super. Da habe ich gemerkt, dass ich daraus mehr machen könnte – und meine damalige Chefin vom Fotostudio Alles hatte mir ans Herz gelegt, eine Ausbildung zur Fotografin zu machen. Diese habe ich dann 2004 begonnen und parallel dazu den Bankfachwirt noch abgeschlossen. 2007 war dann die Gesellenprüfung zur Fotografin. Ja – ein ganz normaler Handwerksberuf, 2009 habe ich dann noch meinen Meister gemacht. Manche sind durch diese Bezeichnung irritiert. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen sehr positiv darauf reagieren, weil sie einfach sehen: „Ah, das ist ein Handwerksberuf? Das kann man lernen? Ich habe immer gedacht, dass es nur Autodidakten gibt oder man Fotografie nur studieren kann!“ Die Leute haben oft eine ganz andere Wahrnehmung. Allein schon wegen diesem Vorurteil: „Du tust ja nur das Knöpfchen drücken.“ Deswegen bringt der Zusatz „Fotografenmeisterin“ einfach schon mal ein Bewusstsein dafür, dass hinter diesem Beruf sehr viel mehr steckt.
Seit 2007 bin ich nun ausgebildete Fotografin. Angefangen habe ich im Portraitstudio mit klassischen Portraits. Aber das Interesse für andere Dinge war schon immer da. 2015 habe ich mich dann selbstständig gemacht, weil ich gemerkt habe, dass mir das einfach zu wenig ist. Zunehmend hatte ich immer mehr eigene Projekte, wie z.B. den Weinprinzessinnen-Kalender der Urlaubsregion Freinsheim. Ich habe einfach gemerkt, ich will „raus“ und andere Sachen sehen, und nicht immer nur im Studioumfeld oder ein paar Hochzeiten im Sommer fotografieren. Für mich ist es einfach toll, diese Vielfalt fotografisch festhalten zu können!
Eines deiner Schwerpunkte ist der Bereich der Portraitfotografie. Was fasziniert dich dabei am meisten?
Es ging bei mir zwar alles aus der Portraitfotografie hervor. Ich habe mich aber auch schon immer für die vielen unterschiedlichen Genres der Fotografie interessiert. Die Portraitfotografie spielt zwar oft eine große Rolle, aber ich sehe mich eher als ‚Allround-Fotografin‘, die in ihren Aufträgen von vielen Themen gefordert ist und dieser Vielfalt auch sehr gerne nachkommt!
Ich mache das immer gerne an folgendem Beispiel fest: In der Meisterprüfung hatten wir u.a. die Aufgabe, eine Imagebroschüre für einen Betrieb zu erstellen. Da ich ja aus der Pfalz komme und meine familiären Wurzeln auch im Wein- und Obstbau liegen, hatte ich mich dafür entschieden, für die Winzergenossenschaft Kallstadt eine neue Imagebroschüre zu erstellen. Gerade am Beispiel eines Weinguts, finde ich, kann man sehr gut beschreiben, was ich eigentlich alles so mache und warum es mir so wichtig ist, eine große Vielfalt der Fotografie anzubieten. Bei einem Weingut hast du alle Bereiche der Fotografie: Portraits vom Winzer – inszeniert oder auch mal in Aktion -, die Natur draußen mit den ganzen Weinlagen und der Landschaft, Detailfotos z.B. von Trauben, Architekturfotografie von den Gebäuden und Innenaufnahmen der Räumlichkeiten, Vinotheken, etc., aber auch Events und Produktaufnahmen von Weinflaschen. Also das ganze Spektrum!
Viele Fotografen spezialisieren sich. Aber ich hatte und habe das Gefühl, das passt nicht zu mir. Vor allem, weil ich viele Kunden habe, die sehr, sehr vielfältige und vielschichtige Wünsche haben. Und hier muss ich vieles abbilden können, da man ja auch nicht für jeden Bereich einen eigenen Fotografen beauftragt. Es ist zwar schon schön, hin und wieder mal klassische Portraitaufnahmen im Studio zu machen, aber eigentlich mag ich die komplette Vielfalt der Fotografie viel lieber. Mir würde es nicht reichen, wenn ich z.B. nur Hochzeiten oder nur Produkte fotografieren würde – das wäre mir viel zu langweilig. Reine Landschaftsfotografie wäre mir auch nicht genug, weil ich dann doch zu gerne mit Leuten zu tun zu habe. Bei diesen vielen verschiedenen Herausforderungen, die jeder Bereich der Fotografie mit seinen speziellen Ansprüchen mit sich bringt, denke ich mir zwar manchmal: „wow, das ist jetzt gerade etwas zu viel, da man sich zig mal am Tag auf etwas ganz anderes einstellen muss“. Aber ich liebe diese Vielfalt der Herausforderungen und will ich mich daher fotografisch gar nicht auf einen bestimmten Bereich beschränken.
Welche Themen würden dich in der Fotografie in der Zukunft reizen?
Auf jeden Fall weiterhin die Themen, die ich bisher schon mache. Das wird nicht langweilig.
Was ich künftig tatsächlich gerne mal mit dazu nehmen würde, wäre die analoge Schwarz/Weiß-Fotografie, wahrscheinlich im Bereich Portrait und/oder Landschaft. Quasi ein Stück Vergangenheit wieder mit in die Zukunft nehmen. Ich möchte die Menschen und auch mich selbst gerne wieder ein Stück zurückholen, weg von diesem schnelllebigen Perfektionismus. Man retuschiert im Analogen auch weniger, als man es im Digitalen tut. Es geht darum, die Menschen ein bisschen mehr in das Hier und Jetzt zu bringen. Und parallel mache ich momentan auch noch eine Weiterbildung für dokumentarische Familienfotografie. Wie gesagt – mal komplett weg vom Gestellten. 😉
Wenn du in den Urlaub fährst, bleibt die Kamera dann zu Hause?
Nein (lacht) – aber es kommt auf den Urlaub drauf an. Wenn ich z.B. nur kurz übers Wochenende weg bin und die Wetteraussichten blöd sind, dann bleibt sie daheim. Wenn ich aber länger weg bin oder eine Fernreise mache, dann ist sie natürlich mit dabei – geht ja gar nicht anders. 🙂 Dann entstehen auch viele tolle Motive für meine Ausstellungen wie z.B. metropolen (Berlin und New York), Israel und meine Lieblingsreise in die Antarktis.