Im Gespräch mit – Yvonne Albe

Yvonne Albe ist Natur- und Landschaftsfotografin, die sich besonders in der Welt der Bäume zu Hause fühlt. Wälder sind die Quelle ihrer Inspiration.
„Nutze die Zeit, in der es Dir gut geht, um die Schönheiten der Natur zu entdecken!“ (Yvonne Albe)
Heimatlichter: Wie bist Du zur Fotografie gekommen und wie lange fotografierst Du schon?

Yvonne Albe: Während einer langen Krankheitsphase, in der ich weder arbeiten noch sonst viel unternehmen konnte, habe ich mir eine gebrauchte Spiegelreflexkamera gekauft und habe sie zu meinen kleinen Spaziergängen in den Wald um unser Haus mitgenommen. Die Schönheit des Waldes hat mich fasziniert und so sehr begeistert, dass ich in der Fotografie einen neuen Lebensinhalt gefunden habe. Das war vor etwa sieben Jahren.

Dein Hauptmotiv sind Bäume bzw. Wälder. Was macht diese für Dich so faszinierend?  

Dafür gibt es viele verschiedene Gründe, die in ihrem Zusammenwirken diese Faszination ausmachen. Bäume tragen eine jahrzehnte-, manchmal jahrhundertelange Geschichte in sich. Wenn ich vor einem alten Baum stehe, werde ich ehrfürchtig und stelle mir vor, was er über die Zeit erlebt haben muss. 800 Jahre alte Bäume wie eine alte Eiche, die ich letztes Jahr in England besucht habe, haben das frühe Mittelalter erlebt. Das muss man sich mal vorstellen!

Zudem gibt mir der Wald so unfassbar viel. Er hat mich nicht nur aus der schwersten Zeit meines Lebens herausgeholt, sondern ich kann dort immer wieder zur Ruhe kommen und jedes Mal etwas Neues entdecken. Wälder sind so ungeheuer vielgestaltig, genauso wie einzelne Bäume an sich. Die Stimmung in Wäldern verändert sich, je nachdem zu welcher Tageszeit, Jahreszeit und zu welchen Wetterbedingungen man sie betritt. Es erfüllt mich mit Glücksgefühlen, wenn die Sonne durch einen nebligen Wald dringt. Er wird zu einer Welt voller Mystik, Geschichten und Innigkeit.

Du bist ja viel im Wald unterwegs und engagierst Dich auch im NABU für den Natur-/Waldschutz. Was ist Dein / Euer dringendstes Anliegen?

Dem Wald ging es seit Beginn der Erhebungen über den Waldzustand noch nie so schlecht wie heute. Hauptverursacher des Sterbens vieler Bäume ist der Klimawandel. Aber es gibt noch viele andere Stressfaktoren, die den Wald schwächen. Ein sehr gewichtiger Faktor ist die forstwirtschaftliche Behandlung unserer Wälder. Unser Ziel ist es, dass Wälder so behandelt werden, dass sie im Klimawandel eine Chance haben zu überleben. Dafür sollten Wälder dichtgehalten werden, um das feuchte Waldinnenklima zu erhalten, und Bodenschäden durch Forstmaschinen müssen auf ein Minimum beschränkt werden.

Wir haben auch das Anliegen, dass Wälder wieder älter werden dürfen, denn alte Bäume sind die wichtigsten Kohlenstoffspeicher und haben essenzielle Funktionen im Waldökosystem. Ein Fokus sollte zudem auf dem Aspekt „Artenvielfalt“ liegen, denn zusammen mit dem Alter eines Waldes ist die Artenvielfalt der entscheidende Faktor, ob ein Wald auch in Zukunft ein guter Kohlenstoffspeicher sein kann. Derzeit liegt es im Trend, dass Bäume aus anderen Erdteilen wie die Douglasie oder die Roteiche aus Nordamerika zu Massen in unsere Wälder gepflanzt werden. Sie geben aber unseren einheimischen Tier- und Pflanzenarten kaum Lebensraum und senken damit die Biodiversität erheblich.

Deine Faszination und auch Deine Herangehensweise an die Waldfotografie gibst Du in Coachings und Vorträgen weiter – und hast auch ein Buch dazu verfasst, gerade in Neuauflage erschienen. Wie kam es dazu?

Ich habe mich in verhältnismäßig kurzer Zeit sehr intensiv mit der Fotografie in Wäldern und auch mit dem Ökosystem Wald beschäftigt, sodass ich mich in der Lage fühlte, mein Wissen auch an andere Menschen weiterzugeben. Meine ersten Fotokurse habe ich über einen lokalen Verein angeboten. Die Nachfrage nach meinen Fotoworkshops war von Anfang an groß und das hat mich motiviert, weiterzumachen. Die Vortragstätigkeit nahm ihren Anfang über einzelne Anfragen von Fotoclubs, Naturschutzvereinen, Buchhandlungen und Parteien.

Da ich sehr gerne schreibe und gestalterisch tätig bin, kam mir der Gedanke, mein erworbenes Wissen in ein Buch zu packen. Der erste Verlag, den ich angeschrieben habe – der dpunkt-Verlag – signalisierte sofort Interesse, und so entstand mein Buch „Geheimnisse der Waldfotografie“.

Welche Resonanz erfährst Du auf Dein Buch und auch Deine Vorträge? Der Wald hat in Deutschland ja eigentlich einen besonderen Stellenwert, oder?

Die Rückmeldungen auf mein Buch und meine Vorträge sind fast ausnahmslos sehr gut. Ich habe den Eindruck, dass meine Entscheidung, auch dem Wald an sich in seiner Historie und seinen verschiedenen Ausprägungen Raum zu geben, dem Wunsch vieler Menschen entspricht, über den Wald mehr zu erfahren.

Ich habe die Erfahrung gemacht: Je mehr ich über den Wald weiß, umso größer wird meine Wahrnehmung von besonderen Situationen im Wald, die ich mit der Kamera festhalten kann. Das können auch simple Dinge sein: Wenn ich beispielsweise die Rinde einer Eiche von die einer Buche unterscheiden kann, sehe ich schneller, welcher Baum sich als Protagonist eines Bildes eignet. Es gab in den Amazon-Bewertungen der ersten Auflage meines Buches und auch an mich direkt ein paar Verbesserungsvorschläge, vor allem, was die Kapitel Bearbeitung und Kamera betraf. Diese habe ich alle aufgenommen und habe sie in der Neuauflage umgesetzt.

Unsere Standardfrage noch zum Abschluss: Mit welchem Equipment bist Du unterwegs?

Ich habe in den letzten Jahren vorrangig mit einer Nikon D750 (Vollformat) und einer Nikon D7200 (APS-C) fotografiert. Jüngst habe ich mir die spiegellose Nikon Z6II zugelegt, vorrangig aus dem Grund, Gewicht einzusparen und eine noch bessere Leistung bei der ISO-Performance zu haben. Im Wald ist es meist viel dunkler als in der freien Landschaft. Da ist es von Vorteil, wenn die Kamera mit hohen ISO-Einstellungen gut umgehen kann.

Ich habe einen L-Winkel an meine Kameras angebracht, damit mir die Kamera nicht nach unten oder zur Seite wegkippt, wie es oft passiert, wenn man mit der Schnellwechselplatte arbeitet. Ich verwende Objektive von Nikon und Tamron im Brennweitenbereich 14-300 mm, die ich je nach Länge der Tour und Bedingungen vor Ort variiere. Selbstverständlich habe ich immer ein Stativ bei meinen Touren dabei sowie Regenschutz für die Kamera und mich. Zudem habe ich im Wald immer einen Pol- und Mistfilter dabei.

Ganz herzlichen Dank für das interessante Gespräch, Yvonne!

Ich danke Euch!

Mehr über Yvonne Albe:

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Fotos: Yvonne Albe / Portrait ganz oben: Laurent Pasteau

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